Nachts mal hinter die Kulissen gucken
Bei der Langen Nacht der Industrie schauten sich 50 Besucher in den Monheimer Firmen Bayer Crop Science und apt Hiller um.
Monheim. Von der „Hexenküche“ bei Bayer Crop Science zur Hexenküche von apt Hiller — den rund 50 Besuchern der beiden Monheimer Unternehmen wurde während der Langen Nacht der Industrie ein Kontrastprogramm geboten. Hier die sterile „Bestandsbibliothek“, in der Bayer CropScience drei Millionen chemische Verbindungen aufbewahrt, aus denen immer neue Mittel gegen Pflanzenschädlinge kreiert werden. Dort der Aluminium-Experte apt Hiller, der seine frisch gepressten Aluminiumschienen zur Oberflächenbehandlung in gefährlich brodelnde Bäder zum Eloxieren taucht.
Im sechsten Jahr schon lädt die Industrie zu Touren ein, bei denen um Akzeptanz für die Industrie in der Öffentlichkeit geworben wird. 3000 Interessenten sahen am Mittwochabend 77 Unternehmen ihrer Region inklusive Düsseldorf.
Manuela, Büroangestellte aus Leverkusen
6000 wären gerne dabei gewesen, haben aber keinen Platz mehr bekommen. Sie müssen sich nun bis zum 12. Oktober 2017 gedulden. Für Simone Rosch, Standortleiterin von CropScience an der Alfred-Nobel-Straße, ist ihr Arbeitsplatz „der schönste des Unternehmens“, in einer Art Park gelegen mit dem Tropicarium (tropisches Gewächshaus) als Kantine, in der derzeit als Halloween-Vorbote eine echte Vogelspinne aus dem Kölner Zoo die Besucher in stoischer Gelassenheit auf einem Ast hockend begrüße. 2000 Leute sind in der Monheimer Niederlassung damit beschäftigt, hochwertiges Saatgut sowie chemische und biologische Pflanzenschutzlösungen zu entwickeln und das nötige Know-how an Landwirte in der ganzen Welt zu vermitteln. Zehn Jahre dauere es in der Regel, etwa ein neues Fungizid zu finden — Kosten: 250 Millionen Euro, erfahren die Besucher. Darunter die beiden Büroangestellten Anna und Manuela (beide 29) aus Düsseldorf und Leverkusen: „Schön, dass man hier als normaler Mensch mal reinschauen darf. Wir haben sonst mit Pharmazie und Chemie nicht viel am Hut“, sagt Manuela.
Faszination löst bei den Besuchern die hermetisch abgeschlossene „Substanzbibliothek“ aus, in der wie von Geisterhand unentwegt von Robotern kleine Fläschchen mit Barcode versehen aus-, ein- und umsortiert werden. Eine alles entscheidende Frage: „Was tun, wenn der Strom mal ausfällt?“ Die Datenbank sei gesichert, so der Verantwortliche. Alles andere nehme keinen Schaden.
„Aluminium ist unsere Leidenschaft“, begrüßt apt-Hiller-Geschäftsführer Thomas Boddenberg seine Gäste. Hubertus Schomacher, Leiter des Qualitätsmanagements, gewährt Einblicke in die für Laien aufwändige Produktion von Aluminiumprofilen, die unter anderem für Fenster, Türen, Cabrios, Nutzfahrzeuge, Garten und Sport hergestellt werden. Apt Hiller gehört zu den größten der zehn Aluminium-Werke in Deutschland. In einer Art Hochöfen wird das Aluminium bei 660 Grad geschmolzen und wie durch einen Fleischwolf dann in die benötigte Form gepresst, erkaltet und gerade gezogen, bevor es im Eloxierbad gegen Korrosion geschützt wird. Und obendrein auch noch besser aussehe, sagt Schomacher. „Das wollte ich immer schon mal sehen“, erklärt Peter Schneider aus Baumberg. „Ich fahre hier immer mit dem Fahrrad vorbei und freue mich, endlich mal einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können.“ Interessant: Bei apt Hiller ist die menschliche Arbeitskraft noch gefragt. Viele Vorgänge ließen sich nicht durch Maschinen oder Computer erledigen, sagt Schomacher. Deshalb setzt das Unternehmen auf Ausbildung seiner Nachwuchskräfte und bietet Praktika für junge Flüchtlinge an.