Radfahren: Für Pia gehört der Helm dazu
Für viele Radler ist er eine Selbstverständlichkeit,andere sträuben sich gegen den Kopfschutz.
Monheim. Pia (9) zieht ihren Fahrradhelm ab und wendet den Blick der Sonne entgegen. Das Wetter ist einfach zu schön, um weiterzufahren, daher hat sie ihre Oma überredet, an der Rheinpromenade noch eine kurze Pause auf dem Nachhauseweg einzulegen. Nun stehen die beiden am Ufer und genießen das Wetter. Sanft schwappen die Wellen, die die großen Lastkähne auf dem Rhein verursachen, an Land. In einigen Metern Entfernung baut ein Angler seine Rute zusammen. Wie überall im Kreis trieb das Frühlingswetter auch in Monheim die Menschen an die frische Luft. Viele stiegen auf das Rad, um im Kreis zu kleinen Touren aufzubrechen.
„Wir waren gerade einkaufen mit den Fahrrädern“, sagt Helga Geisler und Pia nickt zustimmend. Den Helm hat Pia dazu natürlich aufgezogen. „Den trage ich eigentlich immer“, sagt die Viertklässlerin. Wie wichtig ein Helm sein kann, hat sie schon am eigenen Leib erfahren. „Ich bin schon mal beim Fahrradfahren gestürzt und mit dem Kopf auf dem Boden gelandet“, sagt sie: „Aber das war nicht so schlimm, weil ich einen Helm aufhatte.“
Auch Werner Preiwuss hat Sorge, dass seinem Sohn beim Radfahren ohne Helm etwas passieren könnte: „Mit dem Rennrad ist man ja immer sehr viel schneller unterwegs“, sagt der Leverkusener, der für die Fahrradtour extra mit dem Auto nach Monheim gefahren ist: „Daher habe ich ihm heute extra nochmal geschrieben, dass er an einen Helm denken soll.“ Er selbst trägt wie seine Frau Ilona keinen Kopfschutz gegen Stürze. „Ich bin immer optimistisch, dass mir nichts passiert“, sagt sie und beobachtet, wie eine Gruppe Radfahrer an ihnen vorbeirauscht: „Außerdem stört es, wenn ich etwas auf dem Kopf habe.“ Ihr Mann lacht: „Du hast doch nur Angst, dass deine Frisur kaputtgeht.“
Wilhelm Flöck aus Langenfeld ist da weniger eitel. Ohne Warnweste und Helm steigt er nicht auf seinen Drahtesel. „Ich habe ja schließlich Enkel, denen ich ein Vorbild sein will“, sagt er. Zwischen 150 und 200 Kilometer legt er bei schönem Wetter pro Woche auf seinem Rad zurück — passiert ist ihm glücklicherweise noch nie etwas.
„Ich habe allerdings schon gesehen, wie ein Radfahrer über den Lenker geflogen ist, weil ein Hund ein Kaninchen in seine Speichen getrieben hat.“ Seitdem weiß er: „Es geht schneller als man denkt, dass man stürzt. Trotz vieler Unfälle gibt es in Deutschland keine Helmpflicht. Wilhelm Flöck hat dafür kein Verständnis: „Ein Helm hilft immer.“ Im Schnitt fahre er Tempo 22 — ein unachtsamer Fußgänger reiche da schon aus für eine Kollision.
Das haben auch Sabrina (11) und Lena (11) in der Schule beim Fahrradunterricht gelernt. Sabrina kennt sogar die Helmpflicht aus eigener Erfahrung. „Meine Mutter wollte immer, dass ich einen aufziehe“, sagt sie: „Aber seit kurzem darf ich ohne Helm fahren.“ Ihre Freundin Lena, die sie heute mit dem Fahrrad abgeholt hat, will auf den Plastikschutz nicht verzichten. „Ich müsste auch keinen Helm mehr tragen, aber ich mache das trotzdem freiwillig“, sagt sie. Da sie jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule fährt, ist der Helm im regelmäßigen Einsatz. Von Stürzen blieb sie bisher glücklicherweise verschont.
Bevor die nächste Gruppe Radtouristen sie erreichen kann, steigen die beiden Mädchen auf ihre Räder und fahren weiter. Auch Pia und ihre Oma haben ihre Pause inzwischen beendet. „Hier ist am Wochenende wirklich viel los“, sagt Helga Geisler noch. Dann machen sich auf den Heimweg.