Still ruht die Altstadt
Die Altstadt ist am Samstagabend ein ruhiger Ort. Während die Wirte auf Aktionen setzen, genießen die Gäste die Ruhe.
Monheim. Es ist für Monheim die ganz große Ausnahme: Am nördlichen Zipfel der City ist in der Gaststätte „An d’r Kapell“ was los. 30 Gäste sorgen in dem niedrigen Raum fleißig dafür, dass Striche auf die Bierdeckel kommen. In einer schummrigen Ecke sitzen die „Happy Boys“, knobeln mit Würfeln. Stefan, Alex, Peter und Dirk wollen ihre Nachnamen nicht nennen: „Wenn wir verraten, wie schön es hier ist, dann ist es bald nicht mehr familiär.“
Das Aktionsprogramm kann Wirt Oliver „Dicker“ Libertus schnell benennen: „Das Bier kostet einen Euro.“ Den kostenlosen Hol- und Bringservice für Zecher mit dem Kleinbus habe er auf Drängen des Ordnungsamtes wieder aufgegeben. Zusammen mit Sandra Hamann bewirtschafte er das kleine Lokal seit 16 Monaten — und könne sich nicht beklagen.
Ansonsten blieb an diesem Samstag die Monheimer Altstadt lange ruhig. Im Pfannenhof sitzt ein Dutzend Speisegäste, unterhält sich leise bei Leckereien und Wein. Für den Biergarten ist es noch zu kühl.
Im Spielmann bereitet sich die Crew auf späte Gäste vor: „Ich hab’ mir vorgenommen, bis 3 Uhr die Leute rein zu lassen“, sagt Wirtin Christa Deutz. Sie habe Anfang April die Traditionskneipe wieder übernommen, die sie vor zwei Jahren abgegeben hatte. Vor allem die Terrasse sei wichtig, sagt Deutz: „Bei schönem Wetter sitzen schon Leute da, bevor ich aufmache.“ Den Workshop der Stadt zur Belebung der Altstadt habe sie besucht: „Das war aber sehr trocken.“ Der Vortrag zur Architektur und Baudenkmälern helfe ihr wenig: „Die Leute wollen wissen, was die Altstadt wieder hoch bringt.“
Den rustikalen Gastraum besucht Marita Frey zum ersten Mal seit langer Zeit wieder: „Ich würde mich freuen, wenn diese super-süße kleine Stadt wieder auflebt. Das war mal ein Stück Heimat“, sagt die Leverkusenerin. Damals sei Horst noch Wirt gewesen. Sie und ihre Freundin Claudia Klein wollten mal schauen, was der Abend bringt. Aber gegen 23 Uhr sei Schluss — danach fahre kein Bus mehr.
„Es sind Ferien, und viele sind weg“, benennt Bianca Naunheim-Kurpick vom Monberg einen Grund für die geringe Nachfrage. Vor allem seien für Monheims Strandbar aber die Abende noch zu kühl. „Der Brunch am Sonntagmittag ist fast ausverkauft“, ergänzt sie. Beim Tanz in den Mai würden dann wieder viele Gäste erwartet. Bis dahin lege sonntags ein DJ auf, werde eine Kinderbetreuung eingerichtet.
In den Liegestühlen über der Rheinpromenade entspannen sich Klaus-Dieter Bünte-Kellermann und seine Frau Heike: „Das ist ein Gefühl wie auf dem Kreuzfahrtschiff“, schwärmen beide. Sie kämen ein- bis zweimal im Monat mit ihren Söhnen, wenn sie mit der Arbeit fertig seien: „Wir machen das spontan, unabhängig von irgendwelchen Aktionen.“ Die Ruhe bei wenigen Gästen gefalle ihnen. „Wenn es zu voll wird, ist es ein Problem.“