Reaktionen: „Die Leute werden doch bezahlt“

Kaum ein Bürger findet den Sonderurlaub im Rathaus gerecht.

Langenfeld. Er ist zwar nicht aus Langenfeld, doch der Düsseldorfer Manfred Buch (69) hat in Langenfeld bei einer Familienfeier davon gehört, dass der Bürgermeister seiner Rathaus-Mannschaft sechs Urlaubstage spendieren will. "Das ist ein bisschen happig", findet der Rentner.

So wie er denken fast alle, die die WZ am Dienstag im Stadtgebiet befragte. "Ich arbeite als Krankenpflegerin im Schichtdienst", sagt eine 35-Jährige, die ihren Namen nicht nennen will. "Ich finde die Bevorzugung nicht gut. Ich arbeite viel, zahle Steuern. Aber wer gibt mir denn mehr Urlaub?" sagt sie und radelt davon.

Dirk Stolpmann (40) arbeitet im Einzelhandel. Vor dem Kaufhaus in der Innenstadt räumt er ein Plakat zur Seite. Er findet die sechs Tage Sonderurlaub, die sich auf zwei Jahre verteilen sollen, ungerecht: "Der Bürger hat doch gespart, der Bürger hat dafür gesorgt, dass die Stadt jetzt so gut da steht und bald schuldenfrei ist. Das ist doch nicht allein das Verdienst des Rathauses."

Auch Lothar Kinnen (67) ist mit der sechstägigen Sonderfreizeit nicht einverstanden. "Ich finde das nicht so gut. Das war doch eine Gemeinschaftsleistung von Bürgern und dem Rathaus. Was bekommt denn der Bürger?", fragt sich der Rentner am Rande der Ausstellungseröffnung beim CBT-Seniorenheim. Kopfschütteln beim Personal dort, sagen wollen sie lieber nichts.

Ortswechsel: Markttag. An den Ständen und in den Cafés macht das Thema die Runde. Die meisten sind irritiert. "Ich würde mich schon über einen einzigen Tag Sonderurlaub freuen und der Bürgermeister will gleich sechs Tage spendieren", sagt eine 54-jährige Verkäuferin in der Markthalle, die anonym bleiben möchte. Kopfschütteln auch bei ihren Kunden.

"Eigentlich will ich mich aus der Geschichte raushalten", gibt sich Roswitha Gladbach (57) diplomatisch. Die Reusratherin verkauft seit Jahren Obst und Gemüse auf dem Langenfelder Markt. "Ich freue mich schon für die Leute, denen sechs Tage Urlaub geschenkt werden. Aber eigentlich werden sie ja für ihre Arbeit schon bezahlt, warum dann die Sonderbehandlung? Doch dann sollen sie nach dem Urlaub auch mit frischem Elan wieder an ihre Arbeit gehen."