Sandy Christen zieht die Karriere als Sänger dem Schlagercafé vor

Die Stadt Monheim will noch im Oktober einen Nachfolger präsentieren.

Foto: Matzerath

Monheim. In seiner kurzen Geschichte war es für einige Schlagzeilen gut: Jetzt, gerade einmal 17 Monate nach der Eröffnung, ist Sandy’s Schlagercafé am Ende. „Wegen Geschäftsaufgabe ab sofort geschlossen“ heißt es auf der Notiz, die seit Montag an der Eingangstür des Lokals der Franz-Boehm-Straße 1 prangt. Fans werden auf den 31. Oktober verwiesen, wenn Sandy Christen in Bormachers Altem Brauhaus sein neues Album „Kickstart“ vorstellt. „Nein, wir sind nicht insolvent“, betont Christen. „Ich hatte zuletzt zu viel mit meiner Musik zu tun, dass ich mit der Arbeit im Café nicht nachkam.“

Den Hintergrund der angeblich neu befeuerten Musikkarriere erläutert seine Frau Claudia: Nachdem ihr Mann zu seinem alten Produzenten Peter Sebastian zurückgekehrt war, änderte er seinen Musikstil von Schlager in Richtung Deutsch-Rockpop. Das habe viele Konzertveranstalter auf den Plan gerufen, deshalb sei Sandy viel auf Reisen, um seine neuen Songs vorzustellen. „Das Café hängt aber an seiner Person: Wenn unsere Fans aus dem Ruhrgebiet anreisen, wollen sie uns treffen und sind enttäuscht, nur eine Aushilfe vorzufinden“, sagt Claudia Christen. Da er Musik und Café nicht gleichzeitig zu 100 Prozent machen könne, habe er sich entscheiden müssen. „Die Schließung tut mir in der Seele weh, wir haben hier viele nette Leute kennegelernt“, sagt Claudia Christen.

Einige Anwohner werden die Schließung indes mit Erleichterung quittieren. Schon drei Monate nach der Eröffnung hatten sie sich bei der Stadt über den nach ihrer Ansicht infernalischen Lärm bei den Open-Air-Konzerten beschwert. Der Bürgermeister musste die Wogen glätten. Immerhin hatte Christen eines der drei von der städtischen Entwicklungsgesellschaft (SEG) gemieteten Ladenlokale gepachtet; mit dieser Initiative will die Stadt zur Wiederbelebung der Altstadt beitragen. Im März beklagte sich Christen, dass ihm sein eigener Vermieter mit der Eröffnung des Kreativ-Cafés in einem ebenfalls städtischen Ladenlokal Konkurrenz mache. Er berief sich auf den Gebietsschutz und warf der Stadt Vertragsbruch vor.

Die Schutzklausel beziehe sich aber nur auf ein anderes Schlagercafé, nicht auf den Verkauf von Kaffee und Kuchen, argumentierte der Bürgermeister damals. Dem Betrachter fällt schwer zu glauben, dass die Schließung in keinem Zusammenhang zur Eröffnung des Kreativcafés steht. Der Bürgermeister bedauert den Weggang. Noch im Oktober soll ein Nachmieter präsentiert werden.