Schauspielerin gründet Schule für den Film-Nachwuchs
Carmen Sanne-Salomon eröffnet eine Schauspielschule. Sie will abseits des „Fast Food Fernsehens“ Talente ausbilden.
Langenfeld. Carmen Sanne-Salomon hat den Nikolaus schon im Karton verstaut — und das gleich mit zwei Christkindern. In der Kiste nebenan liegt ein Astronautenanzug in XXL, den einmal Comedian Markus Maria Profitlich getragen hat. Überhaupt gibt der Kostümfundus der Langenfelderin Aufschluss darüber, wie gut ihre Kontakte in der Filmbranche sind.
Das orangefarbene Kleid, das Kate Winslet im Kino-Welterfolg „Titanic“ trug, hängt bei ihr auf der Kleiderstange. Einen Meter Luftlinie entfernt hängt Scarlett Johannsson — oder vielmehr das Seidenkleid, das sie einst trug. „Ich kenne viele Leute, die mal ein Praktikum in Hollywood gemacht haben. Und wenn ein Sender seinen Fundus aufräumt, rufe sie mich schon mal an“, sagt die zierliche Frau, deren ausdrucksstarkes Gesicht für die Bühne gemacht ist.
Die 50-Jährige ist ausgebildete Schauspielerin und Theaterpädagogin. Für Reality-Dokuserien wie „Zwei bei Kallwass“ und „Familien im Brennpunkt“ betreut sie regelmäßig Laiendarsteller, die im alltäglichen Nachmittags-TV für Spannung und Drama sorgen sollen.
„Fast Food Fernsehen“ nennt die Schauspielerin diese halb inszenierten und halb improvisierten Sendungen, die für manche den Niedergang des Fernsehens bedeuten. Anklagen mag sie diese Entwicklung nicht, aber sie weiß, dass solche Formate keine guten Schauspieler hervorbringen. Und sie weiß, dass Schauspiel nicht nur Talent, sondern auch Handwerk ist.
Deshalb bietet Sanne-Salomon im kommenden Jahr gemeinsam mit ihrer Tochter Marie, einer Redakteurin bei einer TV-Produktion, und acht freien Dozenten eine professionelle Schauspielausbildung an. Bewerben kann man sich bereits, die Ausbildung dauert vier Jahre, eine Altersbegrenzung gibt es nicht.
Das ist ungewöhnlich, denn in den übrigen Schulen ist mit 21 Jahren Schluss. Und noch etwas ist nicht alltäglich: „Es wird kein Casting geben.“ Das sagt die Frau, die von 1997 bis ’99 in der Auswahlkommission der renommierten Folkwang-Schule saß. Heute ist sie überzeugt: „Manchmal braucht Talent Zeit, um sich zu zeigen. Ich möchte die Leute nicht abbügeln.“
Deshalb wird es in ihrer Schule Wochenendkurse geben, in denen die Anwärter ihr Können unter Beweis stellen. Bis September soll dann der erste Jahrgang mit etwa zwölf Schülern ermittelt sein. Pro Monat wird die Ausbildung etwa 450 Euro kosten.
Carmen Sanne-Salomon hat sich viel vorgenommen, dabei hat sie eigentlich heute schon genug zu tun. Sie hat in den Räumen der ehemaligen Weberei an der Hitdorfer Straße die Laien-Theaterschule Salomon aufgebaut, leitet Theater AGs in Grundschulen und ist eben Coach, Schauspielerin und Drehbuchautorin.
Warum jetzt noch die Schauspielschule? Die 50-Jährige hat zwei Beweggründe: „Die Menschen am Set müssen funktionieren, da bleibt kein Platz für Individualität. Das möchte ich ändern.“ Und Grund Nummer zwei: „Wir werden als erste Schule Schauspiel und gleichzeitig Theaterpädagogik lehren. Unsere Absolventen haben dadurch die Möglichkeit, auch als Dozenten zu arbeiten. Das sichert ihre Existenz in diesem unsicheren Geschäft.“
Damit ihre Schüler am Ende nicht einfach nur ein Zertifikat in Händen halten, sondern auch einen guten Start ins Berufsleben hinlegen können, muss sich die Schule einen Namen machen. Um ihre Schützlinge unterzubringen, will ihnen Carmen Sanne-Salomon auch nach der Ausbildung mit ihren Kontakten als Mentorin zur Seite stehen.