Schnittdirektrice Gundi May: „Ich lebe gerne in Langenfeld“
Schneidern: Für die Schnittdirektrice Gundi May kann fast jeder nähen. Sie zeigt auch Männern, wie ein Hemd geschneidert wird.
Langenfeld. Knöpfe, Garne, Litze, in allen Farben, Reißverschlüsse in Übergrößen und natürlich Stoffe und Schnittmuster. Im Laden von Gundi May gibt es alles, was das Herz der Näherinnen und auch Näher höher schlagen lässt. Wie viele Artikel sie im Geschäft an der Solinger Straße 44a bereit hält, kann sie nicht sagen. Aber 450 Ballen Stoff liegen auf den Regalen. Das sind gut und gerne 5000 Meter Stoff.
Entwerfen und nach Maß schneidern, das ist Gundi Mays Spezialität. Nach dem Besuch der Modeschule, damals in Schloss Eller, war sie in Köln Schnittdirektrice. "Genau mein Ding", sagt die 55-Jährige. Doch dann wurde ihre Tochter geboren. "Als Direktrice kann man leider nicht halbtags arbeiten", sagt May.
1991 zog sie mit der Familie von Leichlingen nach Langenfeld und fand dort den Stoffladen von Resie Witzmann, den sie übernahm, als Witzmann aus gesundheitlichen Gründen ausschied. "Was die Resie für Langenfeld war, wollte ich als Gundi fortsetzen", sagt May.
Es gäbe nur wenige Menschen, die nicht nähen könnten, so May. Sie bietet auch Kurse in einer Nähschule an. Manchmal sind auch Herren im Lehrgang. "Die können das", so May, "wenn die beim Auto Gas geben können, ist das an der elektrischen Nähmaschine nicht viel anders". May hatte einen jungen Mann im Kurs, der sehr groß und schlank war. Hemden von der Stange passten ihm nicht. "Der 17-Jährige hat sich seine Hemden maßgeschneidert. Das klappte sehr gut. Schließlich war Schneider früher fast ausschließlich ein Männerberuf", so May.
Wurde in der Vergangenheit vor allem geschneidert und genäht, um Geld zu sparen, so sind es heute auch andere Beweggründe, die an die Nähmaschine führen. "Viele Frauen im Beruf nähen sich ihre Kleidung selbst, da sie die Konfektion der Bekleidungsketten nicht mögen. Überall ist das Gleiche im Angebot. Die Frauen möchten individuelle Kleidung tragen", meint May.
Es mache aber schon einen Unterschied, ob man einen Kaschmirmantel kauft oder näht. Zahlt jemand für einen guten Mantel im Geschäft 500 Euro, so könne er sich den Mantel selbst für etwa 200 Euro nähen. Gundi May schneidert sich einen Teil ihrer Garderobe in der Werkstatt hinter dem Geschäft selbst.
Es ist Markttag. Die Ladenklingel geht fast ununterbrochen. Ein Blusenstoff ist gefragt, nicht zu hell und zu dunkel. "Ich habe fast alles, nur keine karierten Maiglöckchen", umreißt Gundi May ihr Angebot. Klettband misst sie mit der Elle ab, heller Stoff für ein Badezimmerregal findet sich. Es kämen auch viele Auswärtige, denn ein ähnliches Angebot an Stoffen und den so genannten Kurzwaren fänden die Kunden anderswo kaum noch. Ein ähnlicher Laden bestehe in der Nähe nur in Opladen.
"Ich lebe gerne in Langenfeld", bekennt Gundi May. Sie wolle nicht fortziehen und komme mit den Langenfeldern gut klar. Sie nutzt die städtische Bücherei, liebt die Feste, "obwohl es manchmal schon ein Überangebot davon gibt". Auch mit dem Rad ist May gerne unterwegs. "Die Stadt ist fahrradfreundlich", sagt sie. Neben Nähen und Radfahrern ist Musik ihr Hobby. Sie ist Gitarrenschülerin an der Musikschule Langenfeld.