Schülerlotsen suchen ihren Besten
32 Schülerlotsen aus ganz NRW treten in Monheim gegeneinander an — der Sieger darf zum Bundeswettbewerb.
Jenny Hans schaut ganz genau hin, während der Streifenwagen an ihr vorbeifährt. Innerhalb weniger Sekunden muss die 16-Jährige die Geschwindigkeit des Einsatzfahrzeuges einschätzen — und zwar so genau wie möglich. Danach errechnet die Schülerin den „Anhalteweg“, der sich aus Reaktionszeit und Bremsweg ergibt. „Das ist mit Abstand die schwierigste Aufgabe“, findet die Wuppertalerin. Sie ist eine von 32 Schülerlotsen, die sich auf dem Gelände des Unternehmens Jenoptik von der Verkehrswacht testen lassen. Der Gewinner tritt beim Bundeswettbewerb an.
Laut Mathias Schiffmann, Sprecher der Landesverkehrswacht, besteht der Test aus mehreren Elementen, die nach einem Punktesystem ausgewertet werden. Im ersten Teil geht es um theoretischen Fragen zu Vorfahrtsregeln und verschiedenen Verkehrsszenarien. Das Allgemeinwissen der Jugendlichen wird ebenfalls abgefragt.
„Anschließend folgen kleine Rollenspiele, in denen knifflige Situationen aus dem Alltag eines Schülerlotsen gelöst werden sollen“, erklärt der 48-Jährige. Das Spektrum reiche von gestressten Autofahrern, die im absoluten Halteverbot parken über rücksichtslose Radfahrer bis hin zu Schülern, die sich partout nicht an die Anweisungen der Lotsen halten wollen. „Das sind Konflikte, die immer wieder auftreten“, meint Uli Schmidt. Der Solinger Polizist ist einer der Rollenspieler, die mit den Schülern die Szenarien durchgehen. „Bis jetzt schlagen sich die Teilnehmer ziemlich gut“, lobt der Verkehrssicherheitsberater.
Reaktionsvermögen, Sehtest und eben die Einschätzung der Fahrgeschwindigkeit stellen die Schüler vor Herausforderungen. Der Polizeiwagen fährt in drei Varianten an ihnen vorbei: 32, 50 und 67 Stundenkilometer. „Für ungeübte Augen ist es sehr schwer, das Tempo exakt zu schätzen“, sagt Schmidt. Trotzdem sei der Test wichtig, damit Jugendliche ein Gefühl für Geschwindigkeit erhalten.
Schülerlotsen übernehmen eine große Verantwortung. Meist sorgen sie für den sicheren Schulweg jüngerer Kinder.
Rainer Jungemann, Landesbeauftragte der Verkehrswacht für Schülerlotsen, nennt genaue Zahlen für jugendliche Schülerlotsen. 2010 seien noch 2264 bereit gewesen, die Aufgabe zu übernehmen, „aber inzwischen liegt die Zahl bei knapp 1840.“
Einer von ihnen ist Timo Wulf. Der Zehntklässler der Peter-Ustinov-Gesamtschule findet den Wettbewerb „eigentlich ganz cool“, allerdings sei es auch zwischendurch etwas anstrengend. Zweimal im Monat weist er an der Kreuzung Opladener- und Schwalbenstraße den Weg. „Mir macht es Spaß und es ist eine schöne Aufgabe“, findet er. Dass der Test auf dem Gelände des unter anderem auf Radarfallen spezialisierten Unternehmens läuft, findet Hendrik Waßong (16) irgendwie passend. „Unser Job ist es, Unfälle zu vermeiden“, betont der Lotse. Eine Ursache dafür sei überhöhte Geschwindigkeit. „Deswegen ist es wichtig, dass wir Schüler sicher über die Straße bringen können.“