Schwerbehinderte: Michele lebt seinen Traum

Der 25-Jährige ist seit seiner Geburt schwerbehindert. Aber das hat ihn nicht daran gehindert, einen ganz normalen Job zu finden.

Monheim. Viele haben Wünsche, aber warten einfach, bis sie in Erfüllung gehen. Michele Sciandrello ist da anders: Er hat nicht einfach gewartet, bis das Schicksal ihm seinen Wunsch erfüllt. Der Monheimer ist selbst aktiv geworden. „Ich wollte einfach einen ganz normalen Arbeitsplatz haben“, sagt der 25-Jährige, der seit seiner Geburt schwerbehindert ist.

Seinen rechten Arm kann er nicht bewegen, hat Probleme, Dinge zu greifen. Nach seinem Schulabschluss arbeitete er in einer Werkstatt für Behinderte. „Das habe ich sieben Jahre gemacht“, sagt er. „Aber ich wollte etwas anderes machen und nicht mein ganzes Leben dort sein“, sagt Sciandrello. In der Langenfelder Werkstatt habe er Montagearbeiten erledigt, „aber mir hat der Kontakt zu den Menschen gefehlt.“

Und das war für Sciandrello die Motivation, aktiv zu werden. In der Werkstatt, in der er arbeitete, hatte er im vergangenen Jahr mitbekommen, dass Mc Donald’s Schwerbehinderte einstellt. Es gab mehrere Gesprächstermine zwischen Vertretern der Werkstätten, dem Mc Donald’s Franchise-Nehmer Marcus Prünte und der Personalleiterin Ellen Patzwall.

Und bei einem dieser Treffen ist Michele Sciandrello einfach mitgekommen — auf eigenen Wunsch. Geplant war das nicht. Michele fragte die beiden dann einfach, ob sie nicht Arbeit für ihn hätten. „Das hat uns so beeindruckt, dass er auf einmal auf der Matte stand und von sich aus auf uns zugekommen ist, dass wir ihn gleich einmal nach Ratingen zum Probearbeiten eingeladen haben“, sagt Ellen Patzwall.

Das war im vergangenen Sommer, danach schloss sich für den 25-Jährigen ein zweimonatiges Praktikum in der Filiale an der Lise-Meitner-Straße an. „Das hat schon sehr viel Spaß gemacht. Und ich habe gemerkt, dass das etwas für mich ist“, sagt er. „Auch wenn ich am Anfang nervös war. Aber ich war guter Dinge und bin auf die Menschen zugegangen.“

Jeden Morgen fährt er eine Stunde mit Bus und Bahn von Monheim zu seiner neuen Arbeitsstelle in Ratingen. Dort arbeitet er zurzeit in der Lobby, kümmert sich darum, dass alles sauber ist, serviert Kunden Menüs und ist Ansprechpartner für deren Fragen. Später hat er die Möglichkeit auch in andere Bereiche zu schnuppern. „Ich merke, dass diese Arbeit, bei der ich mehr mit Menschen zu tun habe, viel mehr mein Ding ist.“

30 Stunden arbeitet er in der Woche. Als er anfing, waren es weniger. „Ich musste mich erst daran gewöhnen. Acht Stunden hier zu arbeiten ist etwas anderes als in der Werkstatt.“ Zwischendurch müsse er auch immer mal eine Pause machen, „aber das habe ich vorher auch gesagt und es war kein Problem für meinen Arbeitgeber.“

Auch nicht für die anderen Mitarbeitern, die ihren neuen Kollegen sofort mit ins Team aufnahmen. „Es gab keine Vorurteile. Alle waren sehr herzlich und hilfsbereit, wenn ich eine Frage hatte.“ Erste Freundschaften habe er schon geknüpft, sagt Michele Sciandrello. „Wir Kollegen waren auch schon zusammen Fußball spielen.“

Dass er Glück hatte, als Schwerbehinderter eine Arbeitsstelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden, weiß er. „Aber es hängt auch immer von der Eigeninitiative ab. Ich kenne viele andere Behinderte. Viele wollen nicht nur in einer Werkstatt arbeiten, aber sie trauen sich auch nicht so richtig, den Schritt nach draußen zu gehen, weil sie viele Selbstzweifel haben.“

Er selbst habe sie auch jahrelang gehabt. „Aber irgendwann hat es Klick gemacht. Und ich bin sehr froh darüber.“