Seit 25 Jahren kommt nur Bio in den Jutebeutel
Gegründet als Jugendprojekt ist der Weltladen zu einer festen Größe in Langenfeld geworden. Den fairen Handel zu fördern, ist das Ziel des Geschäfts.
Langenfeld. Das Lädchen braucht nur ein Zimmer im katholischen Jugendheim. Eine Fülle von Genüsslichem aller Kontinente findet derjenige, der hinter der Josefskirche die wenigen Stufen in den alten Backsteinbau hinauf steigt.
Den Weltladen St. Josef gibt es seit 25 Jahren. Inspiriert durch die Kampagne "Jute statt Plastik" machten Jugendliche aus der Gemeinde 1985 die "Kaffeebude" auf. Angeboten wurde allein die "Nica-Dröhnung" - eine sehr starke Röstung aus Nicaragua.
"Die hat man aber nur aus Mitleid gekauft", blickt Ingrid Sinzel vom Laden-Team zurück. Inzwischen gibt es in der kleinen Stube voller Kiefernmöbel 20 Sorten Kaffee, außerdem Tee, Kakao und Wein, diverse Süßigkeiten, Reis, Schreibwaren und anderes Kunsthandwerk
Dazwischen wartet Kurioses auf die Käufer. Wie der Bio-Schoko-Nikolaus - kein Weihnachtsmann, sondern eine Schokoladenfigur mit Bischofsmütze.
"Unser Ziel ist der faire Handel", erklärt Sinzel. Das heiße, dass die Erzeuger mehr Geld für ihre Waren erhalten, als es dem Weltmarktpreis entsprechen würde. Oft würden die Hersteller dabei verpflichtet, einen Teil des Erlöses im Herkunftsland in soziale Projekte zu investieren.
Bei den Lebensmitteln arbeitet das Lädchen mit dem Handelshaus Gepa zusammen. "Die übernehmen die ganzen Kontrollen, ob denn auch tatsächlich fair gehandelt wird", erläutert Sinzel. Die Zentrale des Grossisten liegt in Wuppertal. Zum Einkaufen fahren die Langenfelder Helfer mit dem privaten Pkw. "Das Benzin darf man gar nicht rechnen", sagt Sinzel mit einem Seufzer.
Die wenigen Öffnungsstunden des Weltladens sind auf die Marktzeiten in der Fußgängerzone abgestimmt. Der Grund: Dann kommen die meisten Kunden.
"Die Lage ist unser großes Problem", gibt Sinzel zu. Für ein richtiges Ladenlokal mit Schaufenster fehlen die Mittel. Da hilft es, wenn - wie zuletzt im November - das Laden-Team für bestimmte Aktionen einen Verkaufstisch in der Stadtbücherei bestücken darf. "Wir schlagen nur zehn Prozent auf den Einkaufspreis auf", erklärt die Laden-Managerin.
Viel weniger, als im gewerblichen Einzelhandel nötig ist. Der gesamte Überschuss von jährlich rund 1000 Euro geht an Projekte in aller Welt. Zuletzt unterstützte das Langenfelder Team Straßenkinder in Honduras. Eine Laden-Mitarbeiterin stammt von dort, ihre Schwester ist in dem Projekt aktiv.
Im November und Dezember läuft der größte Teil des Jahresumsatzes, erklärt Sinzel. Dann wollen die Kunden feine Genussmittel als Weihnachtsgeschenk verwenden.
So sucht Christiane Rommel einen bittereren Kakao aus: "Der ist für unsere Tochter - die kauft sehr bewusst", erzählt die 62-Jährige. Bio, fair gehandelt und ohne Kinderarbeit erzeugt soll es sein. Im Weltladen ist das selbstverständlich.