St. Martin in Langenfeld: Ein alter Held ist wieder in Mode
Die Schüler vom Götscher Weg feiern das traditionelle Fest lieber als Halloween.
Langenfeld. St. Martin ist out, es lebe Halloween und damit die Begeisterung für gruselige Figuren und kurzweilige Späße. Auf solche Gedanken könnte man kommen, wenn man Spielwarengeschäften und Medien glauben will.
Stimmt aber gar nicht - sagen zumindest die Schüler der Grundschule Götscher Weg. Bei ihnen stehen St. Martin und der traditionelle Laternenumzug weiter hoch im Kurs - da können die Halloween-Kürbisse leuchten soviel sie wollen. "St. Martin kommt für mich gleich hinter Weihnachten und meinem Geburtstag", sagt der neunjährige Timo. Er wird beim Martinszug der Schule in diesem Jahr eine besonders wichtige Rolle spielen. "Ich bin der arme Mann, dem St. Martin ein Stück seines Mantels gibt", erzählt Timo.
Dass der wärmende Umhang des berittenen Martins nicht wirklich mit dem Schwert geteilt, sondern durch Reißzwecken zusammengehalten wird, weiß Timo inzwischen. Seiner Begeisterung für den alten Helden tut das aber keinen Abbruch. "Ich finde die Geschichte einfach gut. Er hat geteilt, sich um arme Menschen gekümmert und wollte nachher auch nicht mehr in den Krieg ziehen", erzählt Timo.
Schulleiterin Lydia Jüschke freut sich darüber, dass ihre Schüler St. Martin nicht vergessen haben. "Der Umzug hat seit Jahren bei uns Tradition. Halloween feiern wir in der Schule nicht - und die Schüler sind damit ganz zufrieden."
Auch die neunjährige Olivia ist nicht im Gruselkostüm durch die Straßen gezogen. "Halloween finde ich nicht so toll." Olivia freut sich stattdessen auf den Martinsumzug, auf hunderte bunter Laternen in den Straßen, auf gemeinsam gesungene Lieder und das Martinsfeuer direkt hinter der Schule. Die Neunjährige kann sich auch noch ganz genau daran erinnern, wie es war, als sie zum ersten Mal von dem wohltätigen Soldaten hörte. "Das war im Kindergarten. Da hat uns unsere Erzieherin die Geschichte erzählt. Wir haben Bilder dazu gemalt und auch viele Lieder gesungen." An die kann sich Olivia immer noch gut erinnern - und sie mag es, wenn Eltern und Kinder gemeinsam im Dunkeln singen.
Doch nicht nur dieses Gemeinschaftserlebnis ist es, das die Grundschüler am Martinstag schätzen. Thomas (9) gefällt auch noch etwas ganz anderes: "Es ist auch ein bisschen spannend, durch die dunklen Straßen zu laufen. Alles sieht dann anders aus als sonst."
Welche Bedeutung der Martinszug an der Grundschule hat, das zeigen schon die Vorbereitungen. "Wir haben direkt nach den Sommerferien begonnen, das Fest zu planen", sagt Jüschke, die eigens ein Martinskomitee ins Leben gerufen hat.
Timo, Olivia und Thomas sind dabei, wenn sich der Laternenzug am Montag durch die Straßen windet und an St. Martin erinnert. Nach dem Zug ziehen die drei dann von Haus zu Haus, um Süßigkeiten bei den Nachbarn zu sammeln. "Gripschen" heißt dieser Brauch im Rheinland - und der hat rein gar nichts mit Halloween zu tun.