St. Martin Monheimer feiern wieder St. Martin

Monheim · Peter Lohmann reitet als St. Martin auf einem Schimmel vorneweg. Der Zug wird von fünf Musikkapellen begleitet. Eugen Kraus bekommt als „armer Mann“ einen Teil des Mantels. Am Morgen packten Helfer 2400 Tüten.

Peter Lohmann reitet im 41. Jahr als Sankt Martin durch die Monheimer Altstadt. Mit 16 Jahren hat er die Aufgabe von seinem Vater übernommen. Wallach Nico vom Reitbetrieb Küttelwesch-Schnitzler ist seit acht Jahren sein treuer Begleiter.

Foto: RP/Petra Czyperek

Die Alte Schulstraße hat sich am Martinsabend in ein Lichtermeer verwandelt. Aufgeregte Kinder lassen bunte Fische, lustige Dinos, schaurige Gespenster, freche Fledermäuse und gelbe Sonnenlaternen leuchten. Bald zieht die erste Blaskapelle an den kleinen Teilnehmern der Kitas und Grundschulen vorbei. Die Musiker intonieren „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“. Dann reitet auch schon Peter Lohmann auf Wallach Nico an den Wartenden vorbei, um sich an die Spitze des Zuges zu setzen. Mitglieder des Schützenvereins begleiten ihn als Fackelträger.

Mit 16 Jahren hat Lohmann die Aufgabe von seinem Vater übernommen. Inzwischen setzt der Polizeibeamte die Tradition im 41. Jahr fort. „Ich mache das sehr gerne“, sagt der 57-Jährige, der Werte wie das Teilen weitergeben und das Brauchtum erhalten möchte. In Legionärskleidung mit Helm, rotem Mantel, Wams und Schwert ist er auf dem elterlichen Hof an der Frohnstraße aufgesessen, im Bischofsgewand wird er später seinen Mantel mit Bettler Eugen Kraus teilen. Und das geschieht bis zu 30 Mal an der Kirche St. Gereon, damit auch alle vorbeiziehenden Kinder den mildtätigen Akt erleben können. Das Martinsfeuer wird später am Schützenplatz brennen.

Am Donnerstagmorgen musste jeder der 20 Helfer vom Martinskomitee im Schnitt 120 Tüten bestücken, um alle 2400 für den Martinszug angemeldeten Kinder bescheren zu können. Eine Stunde hat das gedauert. Erstmals fand das Tütenpacken im Pfarrer-Franz-Boehm-Haus statt. Und anders als in den Vorjahren wurde neben Weckmann, Mandarine, Apfel und einem kleinen Überraschungsspielzeug eine Tafel Schokolade in die Tüte gelegt.

„Wir haben uns von dem bisherigen Schokoladen-Bischof getrennt“, erklärt Barbara Broscheid-Schumacher vom Team Haussammlung des St.-Martin-Komitees Monheim. Er habe nicht so gut geschmeckt und landete wohl oft angebissen im Müll. Mit im Helferteam der Tütenpacker ist Steffi Holthausen. Die Mutter zweier Kinder von sechs und neun Jahren, „die immer ganz hibbelig sind, wenn das Martinsfest naht“, sagt: „Ich freue mich auf die leuchtenden Augen aller Kinder.“

Beschert werden alle Grundschulkinder in Monheim und die der Kitas St. Gereon, Schwalbennest, Im Pflingsterfeld und Die Sprösslinge, die mit ihren Klassen und Gruppen mitziehen. Sowie die Kinder der SKFM-Kitas St. Johannes und Don Bosco, die sich aus personellen Gründen nicht der Großveranstaltung anschließen und nur im kleinen Rahmen feiern.

Begleitet wird der große Martinsumzug von fünf Musikkapellen aus dem Rhein-Erft-Kreis. „Wir lassen die Kapellen innerhalb des Zuges rotieren, damit jeder mal die Bläser direkt in Hörweite hat“, berichtet Broscheid. Zudem sind an strategischen Punkten wie am Schelmenturm, an der Kirchmauer und am Kradepohl Musikschüler postiert, die auf ihren Instrumenten noch nicht so firm sind, dass sie gleichzeitig marschieren können. „Man muss ja auch die Noten auswendig beherrschen, um sie im Dunkeln lesen zu können“, so Broscheid. Die Kapellen werde sie gleich nach dem Zug schon fürs nächste Jahr buchen.

Nach zwei Jahren coronabedingter Einschränkungen – 2020 gab es lediglich einen Solo-Auftritt des Martin per Video und 2021 fand ein kleinerer Zug ohne Feuer und ohne Tütenausgabe statt – sei die Spendenbereitschaft bei den Haussammlungen „hervorragend“ gewesen, so Broscheid. „Das hatten wir seit Jahren nicht.“ Über 15 000 Euro seien zusammen gekommen. In den Jahren zuvor seien es zwischen 10 000 und 11 000 Euro gewesen. Insbesondere der letzte Anlauf auf dem Martinsmarkt habe noch einmal 1200 Euro an Spenden in die Dosen gespült.

Neben den zwei Fackelträgern, die vorneweg gehen, wird der Zug von Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr begleitet. Das ist seit Jahrzehnten Usus. Das einzige Problem, das die Organisatoren belastet, sind Eltern, die sich an die Fersen ihrer Kinder heften. „Die Schulen haben darauf hingewiesen, dass sich die Eltern hinten an den Zug anschließen oder am Rande zuschauen mögen.“ Schließlich ziehe man ja im Klassenverband.

In Baumberg zieht Sankt Martin am Freitag, 11. November. Es wird zwei Züge geben, einen Kita-Zug ab der Verreseberger Straße/ Ecke Garather Weg und einen Schulzug, der an den Standorten der Armin-Maiwald-Schule und der Winrich-von-Kniprode startet. Beide Züge stellen sich zwischen 17 und 17.15 Uhr auf.