Stadtrat-Entscheidung in Hilden: Baseballer vor dem Aus

Mit 23:19 Stimmen votierten die Politiker gegen den Bau der Anlage in der Giesenheide.

Hilden. "Momentan fühle ich mich nur leer und frustriert", sagt Oliver D. Reinehr (42). "Da stirbt nach 25 Jahren etwas weg, das seinen festen Platz in der Hildener Sportszene hatte." Mit "absoluter Fassungslosigkeit" reagierte der Abteilungsleiter der Hilden Wains, ein Mann der ersten Stunde, am Donnerstag auf die Entscheidung des Stadtrates vom Abend zuvor, sich in geheimer Abstimmung gegen die Baseballanlage in der Giesenheide auszusprechen.

Ein Urteil, das der Baseball-Abteilung des SV Hilden-Ost möglicherweise den Todesstoß versetzt hat. "Die Giesenheide war unsere letzte Hoffnung. Keine Ahnung, wie es weitergehen soll", so Reinehr.

Nach einer Odyssee, was mögliche Standorte für den Verein angeht, und die allesamt verworfen wurden, keimte im November vergangenen Jahres Hoffnung auf. Im Gewerbegebiet Giesenheide gab es die Möglichkeit, eine ausreichend große Fläche zur Verfügung zu stellen. Zwar sollte auch sie nur eine Interims- und keine jahrzehntelange Dauerlösung sein - aber eine, mit der die Wains hätten arbeiten und vor allem weiterleben können.

Knapp zwar, aber immerhin mit 10:9 Stimmen stimmte der Stadtentwicklungsausschuss am 20. Januar dafür, den Wains beziehungsweise dem SV Ost in der Giesenheide eine schlüsselfertige Anlage zu erstellen. Das Projekt sollte die Gesellschaft für kommunale Anlagen GmbH (GkA), eine Stadt-Tochter, realisieren, die Kosten von etwa 500 000 Euro der Verein als Pacht zurückzahlen.

"Alles schien klar", sagte Reinehr, dessen Wains am 18. Januar 2011 ihren 25. Geburtstag feiern wollten. "Die Rückzahlung stand, genauso, dass wir für alle weiteren Kosten gerade gestanden hätten. Wir hatten schon Vorplanungen betrieben und 15 000 Euro aus der eigenen Tasche bezahlt. "

Seit dem späten Mittwochabend liegt die Welt der rund 100 Mitglieder starken Baseball-Abteilung in Trümmern. Nachdem die SPD geheime Abstimmung beantragt und alle 45 Ratsmitglieder ihr Votum abgegeben hatten, stand das niederschmetternde Ergebnis fest - nur 19 Ratsmitglieder stimmten für den Januar-Beschluss, 23 dagegen. Hinzu kamen drei Enthaltungen. Ergo haben vier Ratsmitglieder bei der Geheimabstimmung ihre Meinung geändert.

Hauptgrund neben der Finanzierung: Die Fläche im Gewerbegebiet sei zu wichtig, als dass man sie für einen Baseballplatz opfern könnte. Zudem werde befürchtet, dass der Standort Giesenheide, wenn er mal von den Wains belegt sei, keine Übergangslösung bleibe. Oder wie es SPD-Fraktionschefin Birgit Alkenings formulierte: "De facto wird die Anlage bleiben."

Oliver D. Reinehr fühlt sich und seinen Sport verraten. "Wären wir Fußballer oder Schützen, hätten wir das Problem nicht." So verwies er auf den AC Italia und den Sportplatz Schützenstraße. "Weil dem AC sonst die Mitglieder laufen gehen, wird das Spielfeld vom Aschen- in einen Kunstrasenplatz umgewandelt."

Außerdem bekomme der SV Nord für viel Geld neue Umkleiden, und mit den Schützen an der Marie-Curie-Straße werde genau das Pachtmodell betrieben, das man den Wains jetzt verweigere. "Aber wir sind ja nur Baseballer."

Sonntag, 14.30 Uhr, findet im Vereinsheim am Kalstert die Mitgliederversammlung der Wains statt. Es geht um Fortbestand oder Auflösung der Abteilung.