Tim arbeitet mit tierischer Hilfe an seiner Feinmotorik
14 Tage lang trainierte der Neunjährige, dem ein Gehirntumor entfernt wurde, auf der Insel Curaçao mit Delfinen.
Ein fröhlicher und ausgelassener Tim spielt im warmen Meerwasser mit dem vierjährigen Delfin Kanoa und lässt ihn kleine Kunststücke machen. Der Neunjährige lacht, er sieht glücklich und entspannt aus. „Die Delfin-Therapie auf der Karibik-Insel Curaçao hat ihm wirklich geholfen“, freut sich seine Mutter Marion Steinberg. Tim trainierte in vielen, kurzen Einheiten im warmen Wasser seine Feinmotorik. Durch die spielerische, aber sehr anstrengende Arbeit mit den Tieren, „ist Tim insgesamt ruhiger geworden und kann jetzt für ungefähr eine Minute alleine stehen“, sagt sie. Beim Laufen ist der Junge auf einen Posterior-Walker mit vier Rollen angewiesen. Längere Strecken bewältigt er im Rollstuhl.
Dolphin-Aid in Düsseldorf hatte die Therapie im Curaçao Delfin-Therapie-Zentrum (CDTC) vermittelt. Vereine, Firmen, der ZNS-Förderkreis Langenfeld und auch Privatspender hatten etwa 10 000 Euro für das gut zweiwöchige Training gesammelt — die Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten nicht.
Vor zwei Jahren diagnostizierten die Ärzte bei Tim einen bösartigen Gehirntumor. Er wurde sofort operiert, doch danach war nichts mehr wie vorher. Tim, der noch kurz zuvor in der Bambini-Mannschaft des SSV Berghausen gekickt hatte, konnte als Folge der Operation weder sprechen noch laufen. Mehrere kräftezehrende Chemotherapien folgten bis zum Frühling 2014. Sie besiegten zwar den Krebs, doch der 1,29 Meter große Junge verlor stark an Gewicht und wog vor einem Jahr nur noch 19 Kilogramm. Seit Herbst geht es langsam aufwärts. Als die Übelkeit nachließ, nahm der Grundschüler auch wieder zu, wiegt jetzt 28,5 Kilogramm. „Ich esse gerne Eis, Pfannkuchen und Bratkartoffeln“, verkündet Tim fröhlich.
Spätfolgen der lebensnotwendigen Behandlung sind geblieben: So fällt es Tim schwer, sich zu konzentrieren. Auch das Schreiben gelingt nicht leicht. „Er spricht aber wieder lauter und flüssiger“, ist Marion Steinberg über jeden kleinen Fortschritt froh. Wie sich die motorischen Fähigkeiten ihres Sohnes entwickeln, wisse niemand. „Mein Ziel ist es, dass Tim wieder alleine laufen kann und später nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen ist.“
Tim besucht inzwischen die LVR Paul-Klee-Schule für Kinder mit motorischer Beeinträchtigung in Leichlingen. Er ist ein verschmitzer Schüler, der sich besonders für Technik und Naturwissenschaften interessiert. Er will laufen — auch wenn ihn manchmal die Verzweiflung packt, weil er es eben wegen der Operationsfolgen nicht mehr so kann wie früher. Tim geht auch zu Hause weiter regelmäßig zu Therapeuten. Sind Tiere mit dabei, ist die Motivation größer. „Ich wünsche mir einen Hund“, sagt Tim. Doch die berufstätige Mutter schüttelt den Kopf. Die Meerschweinchen und Hunde im Therapiepark Düsseldorf-Angermund warten in den Osterferien für vier Tage auf den Grundschüler.
Dorthin will er sogar lieber gehen, als einen Kurzurlaub zu machen. „Im Sommer fahren wir noch einmal zu den Delfinen nach Curaçao“, sagt Marion Steinberg, die nichts unversucht lassen will — und dafür weiter auf Spenden angewiesen ist.