Monheim/Langenfeld Viele Menschen sind auf Tafeln angewiesen

Monheim/Langenfeld. · Die Tafeln der katholischen Sozialdienste werden in Langenfeld und Monheim von vielen Bedürftigen genutzt. Das Angebot hat wieder an Attraktivität zugenommen, wie der Vorsitzende des SkFM Monheim sagt.

Aminat Gigieva aus Tschetschenien hilft bei der Monheimer Tafel aus und sagt, dass sie bei der Tafel viel deutsch spricht.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es ist 10 Uhr morgens. Der Lebensmittelladen Tafel an der Brandenburger Allee in Monheim lässt die ersten Kunden ein. Mit amtlichem Berechtigungsschein erwartet sie in dem vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SkFM) betriebenen Laden ein gut sortiertes Angebot an Brot, Obst und Gemüse, Milchprodukten und Eiern. Mehrere Helfer stehen hinter den Paletten und geben die Ware aus. „Milch nur für die Leute mit Kindern“, sagt Eleonore Breininger, eine Rentnerin, die vor über 25 Jahren mit Mann und Großfamilie aus Russland nach Deutschland gekommen ist. „Russlanddeutsche“ sagen manche Leute, „Deutsche“, sagt sie. Ihr Deutsch ist perfekt, nur der Akzent verrät die Herkunft.

Breininger hilft seit 15 Jahren bei der Tafel aus und kauft auch selbst dort ein. „Die Altersrente ist zu niedrig“, sagt sie. Zum Glück wird ihr und ihrem Mann die Wohnungsmiete von den Kindern gezahlt. „Die Enkelkinder haben alle studiert, eins sogar in England. Und sie arbeiten alle“, erzählt die Großmutter stolz. Breininger macht die Arbeit in der Lebensmittelausgabe Spaß. „Mein Mann und ich sind sehr zufrieden. Wir sind sparsam und kommen zurecht“, erzählt sie.

Tafel kann bei der
Integration hilfreich sein

Diana Rauch vom SkF Langenfeld zeigt einen Einkaufskorb für Bedürftige.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Auch die 33-jährige zierliche Aminat Gigieva aus Tschetschenien ist ehrenamtliche Helferin und Kundin zugleich. Mit Mann und sechs Kindern zwischen drei und 13 Jahren kam sie vor sechseinhalb Jahren als Asylbewerberin nach Deutschland. Beide Ehepartner arbeiten immer mal wieder befristet. Sie hatte eine Ausbildung zur Altenpflegerin begonnen, aber ein Arzt bremste sie aus: „Ich durfte wegen meines Rückens das Praktikum nicht machen. Jetzt versuche ich, etwas in meinem alten Beruf zu finden, im medizinischen Bereich.“ Gigieva hatte bereits drei Jahre bei der Tafel gearbeitet, dann wegen der Ausbildung aufgehört. „Der Chef hier hat mich gefragt und ich habe zugesagt. Über die Tafel werde ich integriert. Hier spreche ich viel Deutsch.“

Die Helferin übersetze auch für andere, berichtet Rudolf Lohrum, der Vorsitzende des SkFM Monheim. Die Zahl der Kunden steige bei der Tafel seit einigen Monaten wieder leicht an. „Das liegt aber daran, dass das Angebot wieder attraktiver ist. Wir hatten eine Zeit lang ziemlich wenig Milchprodukte, jetzt sind es wieder mehr.“ Und es gibt noch einen weiteren Grund: „Wir prüfen zwar die Bedürftigkeit, sind aber bei der Ausweisvergabe großzügiger geworden. Es ist kein Vergnügen, hierher zu kommen. Das macht niemand, der es nicht nötig hat!“

Vier Euro zahlt jeder Kunde pro Einkauf. Wer eine ganze Familie versorgt, darf mehr mitnehmen, als ein Single. „Sowohl Helfer, als auch weitere Sponsoren sind immer willkommen“, sagt Rudi Hain, beim SkFM Koordinator für die Monheimer Tafel. „In Baumberg und am Johanneshaus an der Brandenburger Allee hören demnächst ein paar Helfer auf.“

Monheimer Tafel ernährt jede Woche bis zu 500 Personen

400 bis 500 Personen ernährt die Monheimer Tafel jede Woche, schätzt Hain. Hierfür habe sie dreimal pro Woche geöffnet. Reibereien unter den Kunden gibt es nicht: „Die Leute müssen vor der Öffnung Lose ziehen und werden dann nach und nach eingelassen.“ So läuft es auch in Langenfeld bei der Tüte des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) an der Immigrather Straße. Ansonsten ist in Langenfeld aber einiges anders. Die Tüte ähnelt einem Lebensmittelladen, in dem die Kunden einkaufen, sagt SkF-Bereichsleiter Rainer Sartoris. Berechtigungsausweise gibt es nur, um zu wissen, ob es Einzel- oder Mehrpersonenhaushalte sind und um am Losverfahren teilzunehmen. Die Preise sind eher symbolisch: Zwei Bananen gibt es für 10 Cent, einen Bund Möhren und einen Liter Milch ebenfalls. Den Kunden gefalle das: „Sie nehmen mal mehr, mal weniger mit und zahlen entsprechend“, sagt Sartoris. Die Ausstattung mit Lebensmitteln sei bei der Tüte des SkF nicht so gut wie bei den Tafeln, die im Verbund miteinander kooperieren, aber auch nicht schlecht. „Es gibt aktuell 965 Kunden, darunter 200 Kinder. Etwa die Hälfte sind Geflüchtete.“

Sartoris zählt 32 Nationalitäten. Und 54 Rentner mit geringem Altersruhegeld hätten einen unbefristeten Ausweis bekommen. 2015/16 hatten wir bisher die meisten Kunden. Jetzt hat sich das wieder eingependelt.“ Der Kontakt zu den Bedürftigen sei gut. „Für viele Menschen ist dieser Einkauf eine feste soziale Komponente, ein wichtiger Punkt im Tagesablauf. Hier tauschen sich die Wartenden untereinander aus.“ Und auch in Langenfeld helfen Kunden im Laden aus oder bringen einfach mal einen Kuchen
vorbei.