Umweltschützer widersprechen Gutachten

Eine Artenschutzprüfung der Stadt hatte keine Hinweise auf eine Lerchen-Population in dem geplanten Neubaugebiet Baumberg-Ost gegeben. Naturschützer wiesen nun doch Vögel nach.

Foto: Ralph Matzerath

Monheim. Der jubilierende Gesang der Lerche hat schon manchen Dichter zu einer entzückten Ode inspiriert. Der Gedanke an den „ätherischen Minnesänger“ stimmt derzeit auch den Baumberger Landwirt Robert Bossmann froh. Der Grund: Die Umweltverbände Nabu und BUND haben in ihrer Stellungnahme zu der von Bossmann abgelehnten Wohnbebauung Baumberg-Ost (Bebauungsplanplan „Waldbeerenberg“) Bedenken geäußert — wegen des Artenschutzes für die Feldlerche.

Jörg Baade vom Nabu ist es gelungen, im Sommer 2015 durch Fotos und Filmsequenzen Feldlerchen in Baumberg-Ost nachzuweisen — auf dem Rübenacker nordöstlich der Hecke. Mehrfach habe er dort „aber auch Lerchen ausmachen können, die aus südwestlicher Richtung — also dem Bereich des Neubaugebietes — einflogen“. Diese Beobachtungen widersprechen der von der Stadt beauftragten Artenschutzprüfung von 2013, wonach „Offenlandbrüter wie Feldlerche auf der intensiv genutzten, trockenen Ackerfläche weder geeignete Bruthabitate finden noch in Ruhe ihrem Brutgeschäft nachgehen können“.

Der Landschaftsbeirat und der Umweltausschuss des Kreises hätten schon 2014 eine Artenschutzprüfung zur Feldlerche angemahnt, das sei aber 2015 nicht geschehen, sagt Dieter Donner vom BUND. Die Stadt Monheim gab im Herbst eine artenschutzrechtliche Prüfung in Auftrag: Demnach seien keine Indikatoren gefunden worden, dass sich eine Population gegründet hat, erklärt Stadtplaner Robert Ullrich. Im Frühjahr solle es aber eine Nachprüfung geben.

„Nur über eine ganze Vegetationsperiode können Bruterfolge sicher nachgewiesen werden“, sagt Donner. Besonders beliebt bei den Lerchen seien Felder, die nicht abgeerntet werden — wie die für mehrjährige Erdbeeren — oder wo die Vögel Traktorspuren nutzen können. Die Bodenbrüter benötigen solche Kahlstellen, um zu landen und nach Futter zu suchen. Brachen dagegen böten zu wenig Deckung.

„Das Gebiet wird von der Stadt als Refugium für Lerchen und Feldhasen kleingeredet — von denen gibt es dort aber überraschend viele“, sagt Nabu-Mann Jörg Baade. Falls in Baumberg-Ost ein Lerchenvorkommen nachgewiesen werden könne, müssten vorgezogene Erhaltungsmaßnahmen vorgenommen, also Ausweichquartiere geschaffen werden, so Donner.

Brach liegen seit November 3,5 Hektar Rübenacker, die der Berghausener Landwirt Michael Boes bewirtschaftete. Dort soll der neue Bezirkssportplatz gebaut werden. Die Stadt hatte ihm zum Herbst 2015 den Pachtvertrag gekündigt. Er hätte sich gewünscht, dass er sein Rübenfeld noch einmal hätte einsäen können — so liegt der Acker ein Jahr lang nutzlos herum —, aber das habe die Stadt Monheim untersagt.

Diesen verschwenderischen Umgang mit Flächen kann auch Robert Bossmann nicht verstehen. Dafür, dass die Stadt auch andere Verpächter bewegt habe, ihm 16,2 Hektar Pachtfläche zu entziehen (die gar nicht Gegenstand des Bebauungsplans sind), werde er sich weiter kompromisslos zeigen. Die Flächen, für die die Pachtverträge erst im November auslaufen, werde er keinesfalls vorher freigeben, obwohl die Erdbeerernte im Spätsommer beendet sein wird.