Unkraut statt bunter Blumenwiese
Farbenfrohe Blüten sollten im Landschaftpark Rheinbogen Schmetterlinge und Wildbienen anlocken. Doch das Unkraut hat gesiegt.
Monheim. Bis vor kurzem konnten die Monheimer noch zwischen den Hochgraswiesen im neuen Landschaftspark Rheinbogen flanieren und so ein Stück domestizierte Natur erspüren. Jetzt sind die Flächen zum ersten Mal gemäht worden. „In der Regel geschieht das ein bis zweimal im Jahr“, erläutert Fritz-Ulrich Axt, im Bereich Straßen für Grünflächen zuständig. „Die Wiese wäre auch noch länger stehengeblieben, wenn sie durch die feucht-warme Witterung nicht so schnell gewachsen wäre, so dass die Halme auf den Weg umkippten.“
Vor einigen Wochen hatte sich eine Bürgerin im Internet-Forum der Monheimer Urgesteine über den schlechten Pflegezustand der Anlage beklagt. Die Wege seien bis auf 60 Zentimeter zugewachsen, so dass kaum ein Durchkommen sei, schrieb sie. Selbst wenn man in der Wegmitte ginge, streiften die stacheligen Disteln Arme und Beine. Andere Forumsbesucher hingegen empfanden gerade den ungepflegten Wildwuchs als wahres Naturerlebnis. „Eigentlich kommt die Mahd einen Monat zu spät. Die Wege waren zur Hälfte zugewachsen“, sagt hingegen der Mitarbeiter der ausführenden Elmpter Gartenbaufirma.
Insgesamt vier Flächenarten weist der Landschaftspark auf: Gebrauchsrasenflächen etwa entlang der Baumallee Am Werth, die regelmäßig gemäht werden, damit sie als Spiel- oder Picknickfläche benutzt werden können. Die Hochgraswiese, die laut Ausschreibung etwa 13 000 Quadratmeter umfasst und in einer Mischung aus 30 Prozent Blumen und 70 Prozent Gräsern ausgesät wurde.
Fritz-Ulrich Axt, Gartenbauexperte
Eingebettet in diese Flächen sind Hochstaudenbeete, die laut Axt in Absprache mit der Biologischen Station Haus Bürgel und dem Nabu-Ortsverein angepflanzt wurden. „Um für die heimische Fauna Lebensräume zu schaffen, wurde hier sehr teures Saatgut ausgebracht“, versichert der Gartenexperte. Geplant sei, dies auch auf weiteren Brachflächen zu tun, wie etwa auf abgelaufenen Grabflächen auf dem Waldfriedhof.
Diese Hochstaudenflächen mit Schmetterlings- und Wildbienen-Nährpflanzen sind bei der jetzigen Mahd ausgespart worden, sie werden erst im Herbst heruntergeschnitten.
Wer die hauptsächlich von Disteln durchsetzten Flächen betrachtet, möchte kaum glauben, dass dort eine sehr vielseitige Mischung von 35 verschiedenen Blumenarten ausgesät wurde. Denn durchgesetzt haben sich nur die ohnehin omnipräsente Schafgarbe (Anteil am Saatgut laut Ausschreibung: zwei Prozent) und einige versprengte Malven, Pastinaken und andere eher unscheinbare Blümchen. Diese eigens angelegten Pflanzinseln erinnern eher an den Wildwuchs auf Brachflächen.
„In Abstimmung mit den genannten Stellen wurde bewusst auf eine vorherige herbizide Bekämpfung der Unkräuter vor der Einsaat verzichtet“, erklärt Axt. „Somit werden sich zu den ausgesäten Kräutern auch noch einige wilde Krautaussaaten gesellt haben.“
Er habe befürchtet, dass hier die Erwartungen und das Machbare auseinanderklaffen werden. „Natürlich erwartet die Bürgerschaft eine farbenprächtige Blumenwiese, wie sie in den Hochalpen anzutreffen ist, aber die schweren Böden hier lassen nur bestimmte heimische Kräuter zu“, erklärt der Stadtgärtner.
Um ein gefälligeres Bild bieten zu können, müsste man gegen die dominanten Kräuter ständig mit Giftspritzen vorgehen und überdies ständig nachsäen. Aber auch ohne dies sei die Anlage der Pflanzinseln mit hohen Aufwand einhergegangen.
Und dies, obwohl im Falle eines Hochwassers einzelne Bereiche des Parks bis zu 1,50 Meter unter Wasser stehen können.