Urlaubsgefühle bei der Schlemmermeile
Die ausgezeichneten Köche in den 15 Gourmet-Pagoden überzeugten die Besucher.
Langenfeld. Eigentlich war die Schlemmermeile eher eine karibische Nacht. Zumindest was Wetter und Musik betraf. Bei angenehm milden Temperaturen fanden die vielen spanischen Leckereien reißenden Absatz. Die Schlemmermeile verlängerte sozusagen ein Stück Urlaub auf Mallorca oder Ibiza bis in die letzte Ferienwoche. Pimientos de Pàdron, jene kleinen grünen Paprikaschoten in grobem Meersalz, brutzelten in der Pfanne. Tintenfisch wurde für Salat in kleine Stücke geschnippelt und appetitlich mit Oliven, Paprika und Tomate angerichtet.
Bei Michael Scholz vom Ohligser Lokal La Gamba köchelte eine Riesen-Paella in einer Pfanne von 1,20 Metern Durchmesser vor sich hin. „Ja“, sagte der Restaurantbetreiber in Pagode 11 stolz, „so eine Pfanne bekommt man nur in Spanien. Und da habe ich sie auch für 200 Euro gekauft.“ Da er selbst zwölf Jahre in Andalusien gelebt hat, versteht er sich auf die südliche Küche. „Natürlich hat meine Paella etwas ganz Besonderes“, sagt er. „Sie ist so wunderbar schlotzig“, erklärt er mit dem Lieblingsbegriff von Fernsehkoch Alfons Schuhbeck. Will sagen: Sie ist angenehm sämig und nicht zu trocken. La Gamba war zum ersten Mal bei der Schlemmermeile und bestimmt auch nicht zum letzten Mal, wie Scholz versicherte. „Wir wurden speziell zum Spanien-Jahr angesprochen und sind begeistert, hier zu sein“, sagte er.
Erstaunlich, was alles in den mobilen Küchen der 15 Gourmet-Pagoden von der Stadthalle bis zur Josef-Kirche gezaubert wurde. Sogar eine echte Crema Catalana gab es bei La Gamba, die vor dem Servieren mit dem Bunsenbrenner bearbeitet wird, damit sie die original knusperige Zuckerkruste bekommt, die der Clou dieses spanischen Desserts ist.
Ingo Hopmann von Hopmanns Olive in Erkrath hatte zum fünften Mal den Weg nach Langenfeld gemacht und schwärmte: „Ich war schon bei vielen Genuss-Meilen, aber hier gefällt es mir eindeutig am besten. Super organisiert, und das Konzept kommt an.“ Dass es „nicht so brutal heiß“ war wie im letzten Jahr, stimmte die siebenköpfige Crew um Hopmann zusätzlich froh. Denn nicht nur unter der Pagode 9 wird es beim Kochen schon ganz schön heiß. Hopmann bediente das Spanien-Jahr in Langenfeld mit einer selbst gemachten Sangria, auf die er besonders stolz ist. Brauner Zucker, Rum, Ananas, Apfel, Mango, Rioja und zum Schluss ein Schuss Prosecco sind die Zutaten der sommerlichen Bowle, die man selbst im Ursprungsland kaum so gehaltvoll bekommt.
Wie es ein Koch inmitten des Trubels schafft, gebratene Doraden-Filets in pikanter grüner Mojo (Sauce) perfekt und nicht zu trocken hinzukriegen, ist ein Rätsel. Dazu kanarische Kartoffeln in Salzkruste gebacken — einfach super. Als absolutes Highlight kredenzte Hopmann noch ein Carpaccio vom Dehesa-Rind (das zehn Jahre vor dem Schlachten auf saftigen Wiesen steht) mit würzigem Sommertrüffel. Als sogenannter Slow-Food-Koch, der sich für bewusstes und genussvolles Essen von regionalen Produkte einsetzt, legt er Wert auf beste Zutaten. Bei so viel gutem Essen, guter Latino-Musik und tollem Wetter verwundert der enorme Besucherandrang an beiden Tagen nicht.
Beim Mahlwerk in Pagode 1 musste die Bedienung schon am Samstag um 21 Uhr bekennen, dass die Sangria, die eigentlich für zwei Tage reichen sollte, sowie das Mandelküchlein-Dessert aus waren. Da musste für Sonntag nachgearbeitet werden.