Vogelrastplatz Rheinbogen
Exotische Arten pausieren auf ihrem Weg nach Afrika in Monheim. Experten der Biologischen Station beobachten die Tiere und helfen beim Artenschutz.
Monheim. Der Rheinbogen, die Kiesgrube und die Baumberger Aue — für exotische Vogelarten sind sie ideale Rastplätze auf der Durchreise. „Wir sind hier an der Autobahn nach Afrika“, sagt Holger Pieren, Geologe und Vogelexperte der Biologischen Station Haus Bürgel.
Es ist eine immense Vielfalt, die es für die Experten zu beobachten gibt. 140 Vogelarten sind laut Pieren allein im Rheinbogen gesichtet worden. Etwa Steinkauzpaare oder Flussregenpfeifer.
Den Gesangsstar der Rheinauen hat der Vogel-Experte gleich vor dem Fenster seines Büros: Der aus Afrika stammende Pirol kommt in die Obstwiesen um das Haus Bürgel.
Die Kormorane am Baggersee werden von der Biologischen Station sogar gezählt, weil Angler sie als Konkurrenten um die Fische sehen: „Wir wollen zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen“, erklärt Pieren. Rund 100 Paare leben seit Jahren an den Ufern des künstlichen Gewässer, das auch viele andere Arten anzieht: „Der See friert spät zu.“ Vögel fänden dort lange Futter.
Bei der Vogel-Beobachtung ist den Naturschutz-Profis die Hilfe von Amateuren willkommen. Kennenlernen könne man die Arten, indem man in der Natur gezielt zu schauen und zu hören lernt. „Man sollte sich möglichst oft einer Vogelexkursion anschließen.“ Im Frühjahr sei der Gesang besonders gut zu hören, dann noch einmmal im Sommer:
Wer sich auskennt, ist der Experte sicher, der merkt schnell, wenn eine ungewohnte Art in einem Lebensraum auftaucht. „Ich habe so mal den Wendehals in den Auen entdeckt“, erzählt der 48-jährige Geologe. Die ziehende Spechtart sei extrem selten.
Auch sollten besondere Beobachtungen gemeldet werden: telefonisch bei der biologischen Station, oder auf speziellen Internet-Seiten. Dort ässt sich auch nachlesen, was andere Vogelfreundentdeckt haben. Im Mai etwa wurde laut „vogelmeldung.de“ viermal die Nachtigall in der Rheinaue gehört.
Aber nicht nur in den Auen lassen sich die Tiere nieder. Überraschend würden seltene und wilde Tiere selbst mitten in der Stadt gefunden, berichtet Pieren. Fledermäuse etwa lebten im Berliner Viertel — eingehängt hinter Balkonverblendungen der Hochhäuser. Andere Arten hätten allerdings mehr Schwierigkeiten, weil ihr Lebensraum kleiner wird: „Auch der Haussperling ist inzwischen eine seltene Art“, die Gärten seien zu ordentlich gepflegt, Futter fehle.
Dabei sei es oft einfach, die Bedingungen für Vögel zu verbessern: „Zwei Drittel des neuen Rheindeiches werden auf unsere Initiative hin nur zweimal im Jahr gemäht.“ Blütenreiche Wildkräuter böten Futter im Garten. Bei Haussanierungen könnten Nischen für Insekten oder Vögel eingerichtet werden, auch ohne dass neue Kältebrücken an den Fassaden entstehen. Pieren: „Viele Handwerker sind dafür mittlerweile offen.“