Vorsicht an der Haustür
Ausstellung: Im Kampf gegen die Tricks von Betrügern setzen Polizei und Stadt auf plakative Tipps für „Senioren mit Weitsicht“.
Langenfeld. "Der war so freundlich, das hätte ich ihm nie zugetraut". Diesen Satz bekommt die Polizei oft zu hören, wenn ältere Bürger anzeigen, dass sie Opfer eines Betrügers geworden sind. Noch keine zwei Wochen ist es her, dass sich ein gut 50 Jahre alter Mann als Mitarbeiter der Stadt ausgab und sich so Zutritt zur Wohnung einer gehbehinderten 80-Jährigen an der Von-Holstein-Straße verschaffte.
Erst als der Fremde Geld für seinen Kontrollgang forderte, wurde die Seniorin misstrauisch. Ohne Beute ergriff der Betrüger die Flucht. Leider ist das eher die Ausnahme.
Kriminelle kennen viele Tricks, um in die Wohnung ihrer meist hilfsbereiten Opfer zu kommen: Mal bieten sie sich als Träger schwerer Einkaufstaschen an, dann bitten sie um ein Glas Wasser oder Zettel und Stift, um jemandem eine Nachricht hinterlassen zu können.
Sie stellen sich als Wasserwerker, Beschäftigte einer Telefongesellschaft oder sogar als Polizei vor. Oft öffnet ihnen auch die Mitteilung auf einen Gewinn oder ein günstiges Angebot die Türen. Am Ende werden Senioren um hohe Euro-Beträge oder um Schmuck gebracht.
Gestern wurde im Rathaus eine Wanderausstellung der Kreispolizeibehörde von Landrat Thomas Hendele und Bürgermeister Magnus Staehler eröffnet, die mit zehn Tafeln auf die Tricks der Betrüger aufmerksam macht. "Senioren mit Weitsicht!" lautet der Titel der Schau, bei der es um den Schutz vor Einbruch, Haustürgeschäften, Handtaschendiebstahl oder dem "Enkel-Trick" geht. Zu letzterem wird auf einer Tafel gewarnt: "Nicht jede Stimme am Telefon will ihr Bestes."
Aber auch auf die Hilfe für Kriminalitätsopfer besonders durch den Weißen Ring wird in der Broschüre, in der die Ausstellungsthemen an Hand von Fällen vertieft werden, hingewiesen.
Das Kommissariat Vorbeugung der Kreispolizei mit Udo Wilke (48) als Leiter hat in Zusammenarbeit mit Seniorengruppen und dem Weißen Ring die Ausstellung entwickelt. Das Projekt soll die Kriminalität nicht dramatisieren, die Senioren als Zielgruppe nicht verängstigen, sondern durch authentische Erlebnisberichte zu der Einsicht führen: "Das hätte mir auch passieren können."
Magnus Staehler nutzte die Eröffnung auch dazu, um sich erneut kritisch zur Polizeireform das Landes NRW zu äußern. Nach seiner Überzeugung gibt es als Folge der Reform zur Zeit zu wenig Personal im normalen Polizeidienst. Der Landrat ging darauf nicht weiter ein, sondern betonte die gute Zusammenarbeit des Kreises mit Langenfeld gerade in Bezug auf Prävention.
Auf verbesserte Vorbeugung will sich auch das "Aktionsbündnis Senioren-Sicherheit (ASS)" konzentrieren. Ehrenamtliche Senioren-Sicherheitspartner sollen ab Mai Bekannte in Hausgesprächen informieren und herausfinden, wo Beratungsbedarf besteht.
"Wir haben zehn Langenfelder gefunden, im Alter von knapp 60 bis 80 Jahre. Sie kommen aus der Senioren-Union der CDU, der Caritas, aus der ,Initiative für Bürger mit Bürger’ oder Altentagesstätten", sagt Jürgen Öxmann, der das Aktionsbündnis von Seiten der Stadt betreut.