Waldkinder gehen auf Tour

Das Leben im Waldkindergarten findet draußen statt — auch im Winter und bei Regen.

Langenfeld. Jeden Tag ein paar Stunden Bewegung an der frischen Luft, spielen mit Phantasie und lernen über Umwelt und Natur — das klingt schon beinahe märchenhaft, doch im Langefelder Waldkindergarten ist das an der Tagesordnung.

Nur ein Bauwagen steht als Unterschlupf für 18 Kinder und bis zu vier Erzieherinnen am Sportplatz des Gravenberger SV an der Elberfelder Straße bereit. Aber hier hält sich selten jemand auf. Die Kinder zieht es nach draußen.

Im Wald gibt es 20 feste Spielflächen mit abenteuerlichen Namen wie Drecksrutsche, Indianerschlucht, Piratenschiff und Räuberloch. Nach dem Morgengruß am Bauwagen geht es los: Die Erzieherinnen packen alles Wichtige in den Bollerwagen und die Gruppe zieht in den Wald.

Den Anfang macht ein gemeinsames Frühstück im Freien. Danach können die zwei- bis sechsjährigen malen, spielen, Bücher lesen und toben — eben alles, was Kinder auch in einer normalen Kita tun. Nur ohne ein Dach, Strom und fließendes Wasser.

„Früher haben wir als Kinder immer gern im Wald gespielt. Heute gibt es mehr begrenzten Raum. Dabei ist es gut, wenn die Kinder sich bewegen“, sagt Nicole Mohrmann, deren fünfjähriger Sohn nun schon im dritten Jahr den Waldkindergarten besucht.

Auch Yvonne Meuser-Dahl — ihr Sohn wird bald fünf — ist von dem Konzept begeistert. „Das ist die perfekte Umgebung für Kinder. Abschiedsschmerz gibt es selten. Die Kinder sind eher traurig, wenn man sie wieder abholt“, sagt sie schmunzelnd.

Noch einen Vorteil hat der Waldkindergarten für die Mutter: Die Kinder werden viel seltener krank als in einer normalen Einrichtung. Frische Luft und Bewegung stärken Körper und Immunsystem. Und wer glaubt, dass die Kinder bei Minusgraden zimperlich werden, liegt falsch.

„Im Winter machen wir eben viele Laufspiele“, sagt Leiterin Beate Radeke. Frieren müsse niemand: „Die Kinder lernen schnell, mit wechselnden Temperaturen umzugehen.“

Nicht nur das Immunsystem wird angeregt, auch die Fantasie der Kinder — ganz automatisch. So versetzen sich die Kinder bei ihren Waldtouren in Rollen, werden beispielsweise zu Tieren.

„Was Sprache, Kreativität, Motorik und soziale Kompetenz angeht, sind unsere Kinder verglichen zu Gleichaltrigen sehr weit“, sagt Radeke. Das bestätigt sich, als ein Mädchen problemlos den Namen ihrer Freundin auf ein Papier schreibt — mit drei Jahren.