Wo bitte geht’s zur Toilette?
In Richrath gibt es keine öffentliche Toilette. Gerade für ältere Menschen kann das manchmal ein Problem werden.
Langenfeld. Wenn Ursula und Adolf Hartmann ihrem wöchentlichen Ritual nachgehen und einen gemeinsamen Spaziergang machen, genießen die Senioren die frische Luft. Doch richtige Entspannung stellt sich nicht ein. „In Richrath gibt es keine öffentliche Toilette“, sagt die 77-Jährige.
Schon oft sei es zu „brenzligen Situationen“ gekommen. In der Sparkasse, Edeka oder der Apotheke gebe es keine Möglichkeit. „Oder man muss die Personaltoilette benutzen“, sagt sie. Doch da wolle sie niemanden belästigen.
Auch auf dem Weg von Richrath nach Langenfeld stehen die Senioren immer wieder vor dem Problem: „Und wohin jetzt?“ Es gebe nur eine Möglichkeit — doch vor der schrecke Ursula Hartmann zurück: „Ich bin immer kurz davor, an irgendeiner Haustür zu klingeln und zu fragen, ob ich kurz die Toilette benutzen darf. Aber ich selbst würde ja auch niemanden ins Haus lassen. Zurecht sind die Leute skeptisch“, sagt sie.
Sie wolle niemanden in eine solche Situation bringen. Aus ihrem Umfeld weiß Hartmann: „Das ist ein Problem, das viele Senioren betrifft.“
Im Rathaus scheint das jedoch noch nicht Thema gewesen zu sein. Citymanager Jan-Christoph Zimmermann hört zum ersten Mal davon. Sein Gebiet ist das Zentrum Langenfelds — und da sei es dank der Einkaufszentren bestens um die öffentlichen Toiletten bestellt. Sass am Markt, Stadtgalerie, Marktkarree und Markthalle böten betreute Toiletten an. „Die Nutzung ist kostenfrei. Der Obolus an die Servicekräfte ist freiwillig“, sagt Zimmermann.
Bis auf die Toilette im Sass am Markt seien alle barrierefrei und damit behindertengerecht. Auch im Rathaus und der Stadtbibliothek seien barrierefreie Toiletten vorhanden. „Darüber hinaus gibt es noch eine spezielle Behinderten-Toiletten im Sass Am Markt und im Rathaus, für die Behinderte einen Schlüssel brauchen“, sagt Zimmermann.
Das Konzept „Die nette Toilette“, das in Monheim umgesetzt wurde, sei in Langenfeld noch nie Thema gewesen. In Monheim kennzeichnet ein Aufkleber Einrichtungen und Gastronomiebetriebe, die ihre Toilette kostenlos Passanten zur Verfügung stellt. „Bei uns in Langenfeld wurde 2009 eine Untersuchung gemacht zum generationengerechten Einzelhandel, und da schnitten auch die Toilettenanlagen gut ab“, sagt Zimmermann.
Allerdings bezog sich die Untersuchung auf das Zentrum Langenfelds. Über die Situation in Richrath lägen keine Erkenntnisse vor. „Aber auch da gibt es Restaurants, die sicherlich niemanden abweisen würden.“ Und auch die Toiletten im St. Martinus Krankenhaus könnten Passanten nutzen.
„In Richrath lässt sich keine städtische Toilette einrichten — schon wegen der Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler“, sagt auch Stadtsprecher Andreas Voss. Es gebe genügend Einrichtungen, deren Toilette genutzt werden könne.
Das Konzept „Nette Toilette“ aus der Nachbarstadt Monheim sei jedoch interessant, um die Hemmschwelle — gerade die der Senioren — zu senken. Wenn ein Aufkleber auf der Tür sei, fühle man sich eher willkommen. „Das ist eine Überlegung wert“, sagt Voss. Er werde es in der Verwaltung ansprechen: „Das Konzept müsste dann aber städteweit eingeführt werden.“