Wohnsiedlung erfüllt Klimaschutzziele
Vertreter des Landes prüften gestern, wie die Kriterien des Projekts „Klimaschutzsiedlungen NRW“ in den Häusern umgesetzt wurden.
Monheim. 36 nach dem Passivhausstandard gebaute Reihenhäuser, eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Solaranlagen zur Erwärmung des Brauchwassers, offene Grundrisse und eine gute Anbindung an die Infrastruktur — mit diesen Kriterien schaffte es das Bauprojekt „Alte Brauerei“ an der Biesenstraße im Jahr 2012 ins Landesprogramm „100 Klimaschutzsiedlungen NRW“. Gestern besuchten Vertreter des Umweltministeriums und der Energie Agentur NRW das Areal, um sich ein Bild von dem damit abgeschlossenen Projekt zu machen. Schließlich brachte es dem Bauträger Imwest aus Legden Fördermittel von 250 000 Euro für die Realisierung des 13,3 Millionen-Euro-Vorhabens ein.
„Wir wollen natürlich überprüfen, ob die in der Projektbeschreibung genannten Merkmale auch so umgesetzt wurden“, so Hartmut Murschall vom Umweltministerium. „Für uns ist auch wichtig, Erfahrungen zu Verbrauchswerten und Nutzerverhalten zu ziehen, die dann in Nachfolgeprojekte einfließen können“, erklärt Andreas Gries von der Energie Agentur.
Letztlich haben rein wirtschaftliche Erwägungen die Investoren zum Passivhaus geführt. „Wir haben erkannt, dass wir mit Klimaschutz eine ganz andere Klientel anziehen können, viele Käufer sind Akademiker aus Düsseldorf und Köln“, erklärt Cornelius von Ingersleben, Geschäftsführer von Imwest. Der Energieverbrauch ist mit 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr festgelegt. „Das entspricht bei 159 Quadratmetern Wohnfläche 225 Litern Heizöl im Jahr“, rechnet Adolf Sommer vor, dessen Büro Statik, Bauphysik und Haustechnik geplant hat.
Andreas Gries, Energie Agentur NRW
Die ersten Bewohner, die ihre Häuser Ende 2013 bezogen, waren zwar skeptisch, ob sie so ganz ohne Heizung nicht im Winter frieren würden, aber niemand habe auf die in der Tiefgarage gelagerten Heizlüfter zurückgegriffen. Problematisch war jedoch der erste Bauwinter, der zu einem sechsmonatigen Stillstand auf der Baustelle führte. „Man kann im Passivhaus eben keine Heizung anstellen, damit der Estrich trocknet“, so Ingersleben. Inzwischen sind alle der Ende 2014 fertiggestellten Häuser bewohnt.
„Die Innenstadtlage war wichtig“, begründet Anna Stusch den Kauf, sie wohnt seit Sommer 2014 an der Alten Brauerei. Bis jetzt funktioniere alles, aber sie beklagt die kühlen Temperaturen im Keller. „Dann müssen wir die Belüftungsanlage, die ja eigentlich für gleichmäßige Temperaturen im ganzen Haus sorgen soll, nachjustieren“, erklärt Sommer spontan. Sorgen machen von Ingersleben aber Mieter, die die Häuser einzeln bewohnen, wenig da sind — also keine Abwärme erzeugen — und dann noch die Fensterflächen mit Jalousien ver- und damit die Sonnenwärme aussperren. Er fürchtet, dass sich dieses Nutzerverhalten negativ in der Verbrauchsbilanz niederschlägt.
Gries beruhigt: „In der Gesamtbilanz gleichen sich solche Ausreißer aus.“ Der Investor freut sich, dass die autofreien Spielstraßen gut angenommen werden, davon zeugen diverse Kreidemalereien. Der ein oder andere hat auch schon eine Bank vor die Tür gestellt. Gewundert hat sich Architekt Thilo Krense über die überraschend vielen Varianten, mit denen sein offenes Konzept der querliegenden Treppe an die jeweiligen Wohnbedürfnisse angepasst wurde.