Wohnviertel streitet über Bebauung

Ein Anwohner will an der Monheimer Robert-Koch-Straße seinen Bungalow aufstocken. Der Rest der Siedlung ist dagegen. Die Politik hat aber zugestimmt.

Foto: Matzerath

Monheim. Eine Bebauungsplanänderung an der Robert-Kochstraße in Monheim-Süd empört die Nachbarn. Dass für nur eine Familie, die ihren Bungalow aufstocken möchte, der Bebauungsplan geändert werden soll, will ihnen nicht einleuchten. Gemeinsam haben sie ihr Rederecht zu Beginn des Planungsausschusses genutzt. Den entsprechenden (Mehrheits-)Beschluss haben sie nicht verhindert.

Worum es geht? Die Wohnsiedlung rund um Robert-Koch- und Marie-Curie-Straße ist geprägt von zweieinhalbgeschossigen Einfamilienhäusern. Mittendrin ist eine kleine Oase. Dort stehen drei Bungalows. Einer der Eigentümer möchte gern aufstocken und hat damit eine Lawine der Entrüstung losgetreten. In der Sitzung hat Nachbar Bernd Stephan den Anfang gemacht: „Ich kann nicht verstehen, dass das Interesse eines Einzelnen über das der Allgemeinheit gestellt wird“, schimpft er und kritisiert, dass das Verfahren nun so eilig durchgezogen werden soll.

Elisabeth van der Bijl — Frau des CDU-Ausschussmitglieds Lars van der Bijl, der nicht abgestimmt hat — setzt die Klage fort. „Ich verliere Sonne und Ausblick, wenn der Nachbar seine Wand hochzieht. Dann kann ich nicht mehr aus dem Fenster schauen. Haben Sie sich den Plan überhaupt einmal angeschaut?“, fragt sie Richtung Verwaltung, die mit einer entsprechenden Vorlage in den Planungsausschuss gekommen ist. Stadtplaner Thomas Waters verteidigt die Vorlage. „Ein Bauherr hat Interesse bekundet. Da sich dadurch an den Grundzügen der Bebauung nichts ändert, haben wir ein vereinfachtes Verfahren gewählt. Das ist kein Eilverfahren“, stellt er klar. Auch hätten die Bürger im Rahmen der Offenlegung noch die Gelegenheit, ihre Kritik anzubringen. Klar sei aber auch, dass die Stadt dem Siedlungsdruck nachgeben will und dort, wo es städtebaulich vertretbar ist, Wohnraum schaffen oder zulassen will.

Eine Aufstockung von einem auf zwei Geschosse hält auch Bürgermeister Daniel Zimmermann für durchaus verträglich. Er gibt die Kritik zurück. „Ich kann die Anfrage nicht nachvollziehen. Die Bungalows seien umgeben von 2,5-geschossiger Bebauung. Das sei in der Siedlung Standard. „Warum soll die Stadt da nicht eine Erhöhung der Bungalows gewähren“, fragt er zurück. Das sei gleiches Recht für alle. Er bot Gespräche mit der Stadtplanung an, um zu einem Interessensausgleich zu kommen. Die geforderte Bürgerbeteiligung hält er für überzogen. „Dafür ist die Änderung zu unbedeutend“, sagt er.

Ein von der CDU geforderter Antrag auf Ortsbegehung hat der Ausschuss so auch mit Stimmen von Peto und SPD abgelehnt. Der Verwaltungsvorlage, die Firsthöhe von 47 Meter über Null auf 50,2 Meter über Null zu erhöhen und die Geschossflächenzahl um 0,2 Punkte zu erhöhen, stimmte der Ausschuss mehrheitlich (ohne CDU) zu.

Die betroffenen Bürger verließen den Saal nach der Sitzung enttäuscht. „Dann können die Nachbarn demnächst in meinen Hof schauen. Die Idylle ist hin. Und mein Grundstück verliert an Wert“, schimpfte ein Anwohner vor der Tür des Ratssaals weiter. Die Initiatoren der Bebauungsplanänderung waren gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.