Arbeitsmarkt: Eine besondere Karriere
Onur Celik hat sich trotz schlechter Voraussetzungen durchgebissen, die Lehre als Kfz- Mechatroniker geschafft und bildet heute selbst aus.
Mettmann. 14 Jahre alt war Onur Celik, als er mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland kam. Er konnte kein einziges Wort Deutsch. Auf der Hauptschule kam er irgendwie durch — bis zur neunten Klasse. Dann ging er ab. „Ich kam mit der Schule nicht so richtig klar.“
Ohne Schulabschluss und mit schlechten Deutschkenntnissen sah seine Zukunft alles andere als rosig aus. Doch der junge Mann biss sich durch, weil er wusste, was er wollte. „Ich musste Automechaniker werden“, sagt Celik und lacht ein wenig, wenn er an damals zurückdenkt.
Im Mettmanner Toyota-Autohaus Lackmann begann der heute 31 Jahre alte Celik vor zehn Jahren seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Inzwischen ist er Toyota-Fachtechniker und lernt selbst junge Nachwuchskräfte an.
„Das ist schon eine bemerkenswerte Laufbahn und beispielhaft für jemanden, der weiß, was er will“, sagt Martin Lindemann, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Dorthin hatte ihn die Agentur für Arbeit nach der Schule geschickt. Der junge Türke lernte verschiedene Handwerksberufe kennen, und drückte wieder die Schulbank. Nach einem Jahr in der berufsvorbereitenden Maßnahme bekam Celik beim Autohaus Jüntgen + Gewehr (BMW) einen Ausbildungsplatz.
Doch der Betrieb geriet in die Insolvenz, Celik landete auf der Straße und musste sich eine neue Firma suchen. Bei Lackmann wurde er mit offenen Armen aufgenommen. Während der dreieinhalbjährigen Lehre büffelte Celik Deutsch und schaffte die Prüfung zum Kfz-Mechatroniker.
„Bei uns spielen die Zeugnisnoten nicht so eine große Rolle“, sagt Uwe Dzubiella, der bei Lackmann fürs Personal verantwortlich ist. „Es kommt viel mehr auf das persönliche Engagement an, und darauf, ob sich jemand bemüht.“ Und mit diesen Eigenschaften konnte Celik punkten. „Dass er nach der Ausbildung übernommen wurde und inzwischen seit zehn Jahren bei Lackmann ist, das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr“, sagt Lindemann. Das sei schon eine besondere Karriere.
Für den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft tun die Schulen noch viel zu wenig, um junge Menschen auf das Berufsleben vorzubereiten. „Die praktische Berufserfahrung muss im Unterricht einen viel höheren Stellenwert bekommen“, fordert er.
Eine Ansicht, die Lackmann-Personaler Dzubiella mit ihm teilt: „Es kann doch nicht sein, dass sich bei uns Schülerpraktikanten melden und nicht einmal sagen können, welches Berufsfeld sie kennenlernen wollen. Das wenigstens hätten die Schulen leisten können.“
Und auch Ute Ackerschott, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Mettmann, sieht großen Nachholbedarf der Schulen in Sachen Berufsvorbereitung. Vor allem, was handwerkliche Berufe angeht, sagt sie. „Wir brauchen unbedingt junge Menschen, die in die duale Ausbildung gehen.“
Onur Celik weiß, dass er trotz aller Schwierigkeiten zu Beginn seines beruflichen Lebens alles richtig gemacht hat. „Wenn man etwas will, dann kann man es auch schaffen“, sagt er selbstbewusst und in perfektem Deutsch. Für ihn hat sich ein Kindheitstraum erfüllt. „Ich habe schon mit fünf Jahren meine Spielzeugautos auseinandergenommen.“ Der Unterschied zu heute ist, dass er die Autos zwar immer noch auseinandernimmt, sie aber auch wieder zusammenkriegt.