Blutspende-Not durch Poststreik

Bürger erhalten seit Wochen keine Einladungen mehr zu Terminen. Blut ist damit rar geworden.

Foto: DRK

Händeringend sucht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Menschen, die Blut spenden. Das ist nicht neu, nimmt nun aber ungeahnte Formen an. Grund dafür ist der seit Wochen andauernde Poststreik. „Normalerweise verschicken wir täglich 4000 bis 6000 Briefe“, erklärt Heinz Kapschak, Sprecher des Blutspendedienstes West. Darin enthalten sind die Einladungen zu den einzelnen Blutspendeterminen.

Turnusgemäß werden sie etwa 14 Tage vorm jeweiligen Stichtag verschickt. Im Moment bleiben diese Briefe irgendwo liegen —im Postkasten oder Verteilerzentrum. Ebenso wie die vom DRK verschickte Erinnerungskarte, die zusätzlich kurzfristig den Spender an das bevorstehende Ereignis erinnert. Eine „Art Doppelmailing“, wie Kapschak sagt. Seit etwa 60 Jahren verfährt das DRK auf diese Weise, die sich über die Jahre bewährt hat.

Das Ergebnis dieser nicht funktionierenden Kommunikation beschreibt Kapschak ungerührt. „Momentan verzeichnen wir bei den Spenderzahlen am Standort Ratingen Rückgänge von zehn bis 25 Prozent.“ Kreisweit ist es ein um 25 Prozent. „Der Poststreik hat sehr negative Auswirkungen auf unsere Bestände.“ Die Vorräte an Blutkonserven schmelzen wie Butter in der Sonne. „Der Bedarf ist hoch, die Konserven werden knapp.“ Vor allem Spenden von Menschen mit negativen Blutgruppen werden händeringend benötigt. Wichtig bleiben Spender aus der Sparte 0 negativ. Sie werden Universalspender genannt, da deren Zellen keine A, B, oder Rhesus Antigene besitzen und somit für alle Empfänger verträglich sind. Mit dramatischen Folgen: Für diesen universell einsetzbaren Typ 0 negativ reicht der Vorrat zurzeit lediglich für 1,2 Tage — „von unserer Ziel-Marke von drei Tagen sind wir weit entfernt“, sagt Kapschak.

Dass es bislang trotz massiver Blutkonservenknappheit zu keinen Dramen im Ernstfall, also bei der Operation, gekommen ist, ist neuen Methoden geschuldet. „Seit anderthalb Jahren läuft das sogenannte Patient Blood Management, PBM. Bei diesem Projekt wird in Krankenhäusern versucht, weniger Blutkonserven zu verwenden.“ Ein Beispiel: Vor einer Operation wird der Hämoglobinwert gemessen. Liegt der bei Faktor zehn, wird eine Blutkonserve verabreicht. Das geschieht in speziellen Kliniken, die an diesem PBM-Projekt teilnehmen.

Es wird dann auch versucht, so erklärt Heinz Kapschak weiter, die Grenze für die Verabreichung auf acht zu senken. „Das führt zu einem verringerten Verbrauch.“ Dieses neue Verfahren ist ähnlich etabliert wie das Konzept „Cell Saver“. Herbei wird Eigenblut aufgefangen und dem Patienten wieder zugeführt. Ohne Fremdblut zu arbeiten, spart Geld und Risiken. Und Blutkonserven.

Derzeit arbeiten die DRK-Mitarbeiter an der Umgestaltung ihres Einladungsverfahren. „Lange dachten wir, E-Mail-Adressen seien nicht unbedingt langlebig. Das hat sich gewandelt.“

Jetzt bereitet das DRK sich darauf vor, ab kommenden Jahr dieses moderne Kommunikationsmittel zu nutzen, um seine Spender auf bevorstehende Termine aufmerksam zu machen.