Buch: Eine Liebe zwischen Gefängnis und Konzentrationslager
Heimatforscherin Hanna Eggerath hat Briefe zwischen ihren Eltern zu einem sehr persönlichen Buch verarbeitet.
Hochdahl. Am Montag stellte Hanna Eggerath ein Buch vor. "Der alte Flugmotor von Hochdahl-Trills" erzählt die Geschichte des Absturzes einer Maschine der Alliierten im November 1944. Gemeinsam mit Thomas Boller hat die Heimatforscherin die Geschichte jener Winternacht recherchiert und nacherzählt.
Noch nicht erschienen ist hingegen eine Geschichte der ganz anderen Art, über die Hanna Eggerath gestern mit der WZ sprach - es ist die Geschichte ihrer Eltern, die unter dem Titel "Deine Kraft musst Du erhalten" veröffentlicht werden soll. "Das Buch ist fertig. Jetzt hängt es von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf ab, es herauszubringen."
Hanna Eggerath
Der Inhalt ist privat und anrührend. Es sind Liebesbriefe zwischen ihrer Mutter Mathilde und ihrem Vater Eugen, die sich das Paar 1933 geschrieben hat - zu einem Zeitpunkt, als der Theatermeister ins KZ Börgermoor transportiert worden war und die Mutter, Obergewandmeisterin am Theater, im Gefängnis saß. "Beide waren Kommunisten", erzählt Hanna Eggerath. In ihrer Wohnung hatte das frisch verheiratete Paar einen Redakteur der linken Zeitschrift "Freiheit" untergebracht. "Außerdem war meine Mutter in der ,Liga für Mutterschutz und Sozialreform’ sehr aktiv." All das erzählte Eggeraths ältere Schwester den braunen Machthabern. Daraufhin wurden die Eltern ins Konzentrationslager und Gefängnis (",Schutzhaft’ nannte sich das") transportiert.
Gefunden hat Hanna Eggerath die Briefe nach dem Tod ihres Vaters vor neun Jahren in dessen Küchenherd. "Nachdem ich sie gelesen hatte, konnte ich einige Nächte lang nicht schlafen." Sie habe sie dann abgeschrieben - wie die Schilderung des Vaters, wie er die Reise ins KZ erlebt hat. "Das liest sich recht gemütlich", sagt Eggerath, genau wissend, dass die Post zwischen dem Ehepaar vor der Auslieferung die Zensur durchlaufen hatte.
Der Vater wurde nach neun, die Mutter nach sechs Monaten entlassen. "Das war eine schwere Zeit für die Familie, in der meine Schwester im Waisenhaus war." Eggerath selbst wurde 1935 geboren - "als ein Kinder der Wiedersehensfreude", wie sie es nennt.
Lange habe sie überlegt, ob es ihren Eltern wohl recht sei, dass der Briefverkehr öffentlich gemacht wird. "Das sind schließlich richtige Liebesbriefe."