Büdchen am Goldberg: Kiosk-Damen gehen nach 26 Jahren in Rente

Büdchen am Goldberg wird nach 26 Jahren von den Inhaberinnen in neue Hände übergeben.

Mettmann. In Sachen Infrastruktur gehört das Büdchen am Goldberg zu den wichtigsten Adressen. Illustrierte, Zeitungen und Zigaretten gehören zur Erstversorgung wie Kaltgetränke, belegte Brötchen oder eine Notkonserve. Nach 26 Jahren sagen die Betreiberinnen Renate Thoms-Wacker (59) und Elke Ludenberg (60) leise „Servus“. „Am Sonntag feiern wir mit einem kleinen Umtrunk unseren Ausstand“, kündigen die Frauen ihren Abschied an. Ab Juli gibt es eine neue Betreiberin.

Natürlich ist kurz vorm Ende ein bisschen Wehmut im Spiel. „Wir hatten viel Spaß bei der Arbeit“, resümiert Elke Ludenberg. Gestartet war Renate Thoms-Wacker 1976 allein. „Das war im Februar und es war saukalt.“ Mit zwei kleinen Kindern war ihr der Job aber zu stressig.

„Unsere Männer waren zusammen zur Schule gegangen und spielten gemeinsam Fußball, daher kannten wir uns.“ Und als Renate nachfragte, stieg Elke bei ihr ein. „Mit gemischten Gefühlen“ wie sie sich erinnert. Aber das hat sich schnell gelegt. „99 Prozent unserer Kunden sind nett. Deshalb hat auch immer alles gut funktioniert.“

Stammkunden brauchen gar nicht zu sagen, was sie wollen. „Den halten wir schon ihre Zeitungen und Zigaretten entgegen“, man kennt sich, man schätzt sich. „Und ein Schwätzchen ist auch immer drin.“ Muss ein Schlüssel für die Handwerker hinterlegt werden, machen die Nachbarn das im Büdchen, wo sonst? Genauso werden Postpakte angenommen. „Wir sind ja immer da.“ Bevor morgens um halb sieben geöffnet wird, „war eine von uns bereits beim Bäcker gewesen“, beschreibt Renate Thoms-Wacker, wie eingespielt die zwei als Team sind.

Was den Geschäftserfolg begründete? „Die Mischung macht es.“ Legendär die „Büdchen-Tüte“, ein „klassischer Begriff nicht nur für Kinder“. Denn auch Erwachsene haben sich für einen Euro quer durch die Süßigkeiten gekauft.

„Früher gab es noch viel mehr für Kinder“, verheißungsvolle Mirakel wie Yps-Hefte, Knisterbrause oder Wundertüten. Das Viertel hat sich inzwischen verändert, die Leute sind älter geworden, entsprechend wurde das Angebot angepasst. „Und der Spaß ist geblieben.“

Aus persönlichen Gründen gehen die beiden Frauen jetzt in den Ruhestand. Nicht aber, ohne ihr Lebenswerk in neue Hände zu geben. „Es hatte sich natürlich herumgesprochen, dass wir aufhören wollten“, sagen die beiden. Was die Kundschaft übrigens nicht schön findet.

Über drei Ecken, typisch für ein funktionierendes Netzwerk, stießen sie auf Stefanie Schmidt. „Wir haben uns kennen gelernt und erzählt, was wir für den Kiosk-Betrieb wichtig finden.“ Vor allem nämlich so zu bedienen, wie man selbst gerne bedient werden möchte. „Wir haben uns gut verstanden und glauben, dass sie die Richtige ist.“

Jetzt wollen die beiden Frauen mehr Zeit für sich und ihre Familien nutzen. „Bislang mussten wir unsere Besuche bei den beiden Enkeln in Oberursel ja immer mit den Arbeitszeiten und Schulferien abstimmen“, freut sich Renate Thoms-Wacker auf mehr Freizeit.

„Vielleicht fällt mir ja in einem Jahr des Nichtstuns die Decke auf den Kopf?“, überlegt Elke Ludenberg. Erstmal aber möchte sie „viel öfter ihren vierjährigen Enkel in Wülfrath betüddeln. Und vielleicht kommen wir ja mal auf einen Kaffee in unserem ehemaligen Büdchen vorbei.“