Coach macht Kinder stark

Ingo Caspar will Kindern helfen, ihr eigenes Potenzial zu entdecken. Als Therapeut sieht sich der 37-Jährige aber nicht.

Mettmann. Clever und smart, immer mutig voran, nie um einen guten Spruch verlegen und nebenbei noch tolle Leistungen in der Schule und beim Sport — wer wäre nicht gerne ein solches Kind. Was aber, wenn es dem Nachwuchs generell an Lebensfreude fehlt, Selbstbewusstsein Mangelware ist und die Zeugnisse nicht vorzeigbar sind? Dann gibt Ingo Caspar Rückenwind.

Der 37-jährige Mettmanner ist zertifizierter Kinder- und Jugendcoach. „Hilfe zu geben, geht nie nach Schema F“, sagt er. Bevor überhaupt irgendetwas passiert, gibt es ein Vorgespräch. „Nicht nur mit den Eltern, vor allem mit dem Kind.“ Und dem versucht der examinierte Krankenpfleger, Deeskalations- und Schutztechnikentrainer auf Augenhöhe zu begegnen. Indem er Kinder dort abholt, wo sie sind.

„Für viele ist es überhaupt schön, dass ihnen mal einer zuhört“, sagt Caspar. Denn: „Es gibt einen Trend zur übermäßigen Sorge um die richtige Erziehung.“ Und diese Sorge führe offensichtlich dazu, jede Regung des Kindes zu kontrollieren. „Eltern wollen nichts falsch machen, haben eine undefinierte Angst und können oft nicht loslassen“, erklärt der Coach.

Abgesehen davon sei es „oft großer Stress, dem die Kinder ausgesetzt sind. Und mit diesem Druck kommen viele nicht klar“, sagt Caspar, der selbst Vater eines achtjährigen Sohnes ist und weiß, wie eng dessen Tagespensum gesteckt ist. „Freies spielen oder einfach mal kreativ sein ist ziemlich schwierig geworden.“

Ob Einzel- oder Gruppentraining, Aufgaben in Kitas oder an Schulen — es gehe darum, Blockaden zu lösen und mit verschiedenen Übungen Konzentration und Ruhe zu fördern. „Es ist wichtig, für sich selbst herauszufinden, was einem gut tut, was einem Schwung verleiht oder was man bloß macht, um anderen zu gefallen“, sagt er.

Natürlich müssten dafür die eigenen Fähigkeiten ausgelotet werden. Selbstverständlich seien Themen wie sinnstiftende Kommunikation, die Fähigkeit zur Konzentration, aber auch Respekt voreinander. Und immer dann, wenn es droht, knifflig zu werden, die Ruhe zu bewahren. Auch das ließe sich trainieren.

„Am wirkungsvollsten entspannt man, wenn mal fünf Minuten alles abgeschaltet ist und die Augen geschlossen werden“, erklärt der Coach. Das tiefe Durchatmen beim Fahrrad fahren oder regelmäßige Bewegung wie Schwimmen täten ebenso gut. Das „Positive in den Kids zu verstärken“ und zu „ermöglichen, die eigenen Potenziale zu nutzen“, ist Caspars Ziel.

Stößt er im Training auf Traumata oder offensichtlich krankhafte Veränderungen, sei an der Stelle sein Job beendet. „Ich bin kein Therapeut“, betont er.