Unterstützung in Mettmann Ein Anker für Familien in Not

Mettmann · Der SKFM Mettmann ist Teil eines kreisweiten Projektes, das Menschen in prekären Lebenssituationen Halt gibt.

Wenn das Familienschiff in schwere See gerät und man keinen Ausweg weiß, hilft „Anker“. In Mettmann ist der SKFM Ansprechpartner.

Foto: dpa, ve fpt

(Red/dne) „Es war nicht einfach als alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, keine Arbeit, keine Ausbildung, kein Selbstbewusstsein“, erinnert sich Silvana O. Dann kam Anker. Hakan aus Syrien erzählt, dass im vergangenen Jahr seine Frau gestorben ist. Seither lebt er als alleinerziehender Vater mit zwei Kinder. „Ich brauchte deshalb dringend Hilfe. Die habe ich hier bekommen. Ich rede mit meiner Betreuerin. Und wenn wir beide keine Lösung finden, dann gibt es auch keine.“

Silvana und Hakan sprechen über „Anker“. Dies steht für „Auf Augenhöhe Nachhaltig Kinder Und Eltern Erreichen - Rundum!“ Seit knapp drei Jahren bietet der Verbund, bestehend aus SKFM Mettmann, VPD Langenfeld und SGN Velbert, das familienunterstützende Projekt Anker an. Es richtet sich an Familien, Lebensgemeinschaften oder Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren, die Leistungen des Jobcenters (ALG II) oder Grundsicherung erhalten oder einen Anspruch auf einen Kinderzuschlag haben. Gefördert durch den Europäischen Sozialfonds und das Bundesministerium für Arbeit unterstützen die Fachkräfte Eltern und ihre Kinder.

Die vielfältigen Probleme in der Familie sorgen oft für Resignation

Die Probleme von Familien, in denen Eltern arbeitslos sind oder ein sehr geringes Einkommen haben, sind vielfältig und bestehen häufig seit langer Zeit. Finanzielle Sorgen, schlechte Wohnverhältnisse, gesundheitliche Belastungen, nicht wissen, wie es weiter gehen soll. All das führt oft zu Resignation. „Das Besondere ist, dass wir die Möglichkeit haben, die gesamte Familie in den Blick zu nehmen - Eltern und Kinder. Dabei sind wir unabhängig und können Hilfen flexibel und individuell anbieten“, berichtet Nicole Manterfeld, SKFM-Bereichsleitung und Koordinatorin des Projektes in der Versorgungsregion Mettmann, Erkrath und Haan. Die pädagogischen Kräfte im Projekt sind Lotsinnen und Lotsen. Sie vermitteln die notwendigen Hilfen und stehen beratend weiter zur Seite. Dabei greifen die drei Träger mit ihren Sozialpsychiatrischen Zentren auf ein bewährtes Netzwerk zurück, arbeiten eng mit Jobcentern, Jugendämtern und Beratungsstellen zusammen. Neben der individuellen Beratung erhalten die Familien Unterstützung bei Antragstellungen und der Inanspruchnahme weiterer Hilfen. Durch die Koordination können Leistungen unterschiedlicher Kostenträger gleichzeitig initiiert werden, Förderungen greifen ineinander im Sinne einer nachhaltigen Unterstützung für die Familien.

Der Anteil der Alleinerziehenden im Projekt ist hoch. Auch gelinge es, zahlreiche Familien mit Migrationshintergrund zu erreichen. Sprachbarrieren oder mangelnde Kenntnisse über das Hilfesystem stellen dabei eine zusätzliche Herausforderung dar. Viele Familien im Projekt sind zudem gesundheitlich stark belastet. Die psychische Situation zu verbessern ist dabei Grundlage für jeden weiteren Schritt. „Strahlt die Mama, strahlen die Kinder mit“, erzählt Silvana O. Sie hat dank des Projektes mittlerweile eine Arbeit als Küchenkraft gefunden.

Die erste Förderphase des Projektes ist nun beendet, eine Fortsetzung wird ab Sommer möglich sein. Die Kooperationspartner sind zuversichtlich, die Arbeit fortsetzen zu können. „Die Situation für Familien in prekären Lebenssituationen wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen“, prognostizieren die Bereichsleiter. Trotz der erschwerten Bedingungen in der Corona-Phase wurden viele Familien erreicht. Die vergangenen drei Jahre hätten gezeigt, dass der systemischer Ansatz und das Ineinandergreifen unterschiedlicher Hilfen die nachhaltigste Verbesserung für Familien bedeutet. Mit SPZ Ratingen als weiterem Mitstreiter wird „Anker“ jetzt im gesamten Kreis Mettmann angeboten.

(dne)