Eigenheim mit 2430 Euro netto im Monat
Baugeld zu 1,5 Prozent über 30 Jahre könnte auch Menschen mit niedrigen Einkommen zum Hausbesitzern machen. Problem: Solche Kredite kosten derzeit auf dem freien Markt das Doppelte.
Kreis Mettmann. Mithilfe von zwei Musterrechnungen auf Basis der Immobilienpreise im Kreis Mettmann hat das Pestel-Institut aus Hannover eine politische Botschaft platziert: Der Staat müsse die momentane Niedrigzinsphase dazu nutzen, privaten Immobilienkäufern über einen Zeitraum von 30 Jahren hinweg günstige Baudarlehen zu 1,5 Prozent Zinsen zu garantieren.
Zudem solle ein Teil der Grunderwerbssteuer erlassen werden. Unter diesen Voraussetzungen könnten sich auch Menschen mit einem niedrigen Einkommen und vergleichsweise geringem Eigenkapital Wohneigentum leisten, heißt es in einer Mitteilung des Instituts. Die Eigentumsquote von derzeit 45 Prozent im Kreis Mettmann könne deutlich gesteigert werden. „Die Darlehen könnten über die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, gewährt werden. Wichtig dabei ist, dass man in Lage, Qualität und Größe der Eigentumswohnung oder des Hauses im Rahmen der bisher genutzten Mitwohnfläche bleibt“, sagte Institutsleiter Matthias Günther.
Der Immobilienexperte der Stiftung Finanztest, Jochen Sahr, weist darauf hin, dass solche lang laufenden Kredite derzeit nur zu Zinssätzen von 2,5 bis jenseits von drei Prozent am Markt zu bekommen seien. Das Pestel-Institut gehe in seinen Berechnungen von einer Immobilienfinanzierung aus, die es bislang nicht gebe.
In den Rechnungen des Pestel-Instituts geht es um den Kauf eines Reihenhauses mit 100 Quadratmetern Wohnfläche in mittlerer Lage und guter Bausubstanz. Dies kostet in Mettmann nach dem aktuellen Preisspiegel des Immobilienverbands Deutschland (IVD) rund 240 000 Euro. Hinzu kommen noch einmal etwa 29 000 Euro an Kosten, die beim Kauf anfallen — zum Beispiel die Grunderwerbsteuer, Gebühren und Honorare für Notar, Makler, Banken und Berater.
„Würde der Staat über 30 Jahre hinweg einen Kredit zum festen Zinssatz von 1,5 Prozent anbieten, wäre vielen in Mettmann geholfen, die sich eine Immobilie anschaffen wollen, um selbst darin zu wohnen. Denn die eigenen vier Wände stehen immer noch ganz oben auf der Wunschliste der Menschen“, sagt Matthias Günther. Auf dieser Grundlage würde einem Haushalt in Mettmann ein Nettoeinkommen von 2430 Euro pro Monat reichen, um sich das Reihenhaus anzuschaffen. Und das bei einem Eigenkapital von 20 Prozent — also einem „Immobilien-Startkapital“ von rund 54 000 Euro, rechnet das Pestel-Institut vor.
„Ähnlich gehen die Menschen, die heute noch zur Miete wohnen, auf Nummer sicher, wenn es darum geht, eine Eigentumswohnung zu kaufen. Singles zum Beispiel, die mit 50 Quadratmetern Wohnfläche gut klarkommen“, sagt Matthias Günther. So eine Eigentumswohnung in guter Wohnlage mit modernem Bad, Balkon und ohne unmittelbaren Modernisierungsbedarf kostet nach dem IVD-Preisspiegel in Mettmann rund 77 000 Euro. Hinzu kommen noch einmal rund 9000 Euro für die Nebenkosten beim Immobilienkauf. „Damit könnte sich ein Single in Mettmann seine eigenen vier Wände schon mit einem Nettoeinkommen ab 1040 Euro pro Monat leisten, wenn er davon 30 Prozent abzweigt, um seinen Immobilienkredit abzubezahlen. Vorausgesetzt, er bringt ein Fünftel des Kaufpreises — also rund 17 000 Euro — als Eigenkapital mit“, rechnet Matthias Günther vom Pestel-Institut vor. Bedingung immer: Der Staat bietet ein entsprechendes Kreditprogramm.
2016 wurden in den Städten des Kreises Mettmann (außer Ratingen und Velbert) 3376 Immobilien verkauft. Dabei sind rund 859 Millionen Euro umgesetzt worden.