Eine-Welt-Läden: Kein Ersatz für die 68er Generation

Die Fachleute für fair gehandelte Produkte profitieren nicht vom momentanen Aufschwung im Einzelhandel.

Erkrath. Der Einzelhandel jubelte am Ende des vergangenen Jahres - spürten auch Erkraths Eine-Welt-Läden etwas von dem Aufschwung? "Das Weihnachtsgeschäft war gut", sagt Maria Ortmanns, beim Eine-Welt-Laden am Hochdahler Markt für die Finanzen zuständig. Insgesamt setze das 2006 jedoch den mehrjährigen Trend eines langsamen, aber steten Umsatzrückgangs fort. Das entspreche auch der Erfahrung im Alt-Erkrather "Laden für Haiti", bestätigt dessen Sprecher, Bernd Roland. Wo liegen die Gründe? "Die Akzeptanz geht zurück", so Roland, "die Zielgruppen wachsen nicht, es sind immer die Gleichen - vor allem die älter werdende 68er Generation, der damals zum ersten Mal bewusst wurde, dass wir nicht allein auf der Welt sind." Zielgruppe ist die gut verdienende Mittelschicht Neue Käuferschichten seien schwer anzusprechen, wenn es auch Lichtblicke gebe, wie die Schulpartnerschaft der katholischen Johannesschule. "Es kann nach 25 Jahren nicht daran liegen, dass wir unbekannt sind." Er spreche nicht von denen, die genau rechnen müssen und sich etwa den vergleichsweise teuren Kaffee nur hin und wieder leisten könnten. "Doch gerade in den christlichen Gemeinden existiert eine gut verdienende Mittelschicht." "Der Eine-Welt-Laden ist kein Wohltätigkeitsbasar" Dabei gehe es in Welt-Läden nicht um Mildtätigkeit. "Unser Wohlstand beruht nach wie vor darauf, dass wir den Erzeugern die Rohstoffpreise diktieren." Fairer Handel sei "aktive Friedenspolitik", denn er bedeute Existenzsicherung und verhindere Radikalismus. "Wer vor dem blanken Nichts steht, ist viel gefährlicher." Auch Renate Späth, Vorsitzende der Hochdahler Initiative, stellt klar: "Der Eine-Welt-Laden ist kein Wohltätigkeitsbasar." Sie begreift ihn als Reaktion auf den Welthandel. Er mache die Frage der Sozialstandards, die noch in den Kinderschuhen stecken, zum Thema, "und er zeigt, dass ethische Standards möglich sind." Sie hätte nichts dagegen, die Waren, die der Laden von fairen Handelsorganisationen wie gepa, El Puente, Oxfam bezieht, zum Selbstkostenpreis weiterzugeben. "Mit unseren Gewinnen fördern wir zwar kleine Kooperativen." Doch was da zusammenkomme, "das kann ich in einem Jahr auch spenden." Doch die Mehrheit in ihrem Kreis sehe das anders, fürchte ein Billig-Image. Späth: "Sie wollen keinen Ausverkauf." Außerdem finden Neukunden selten den Weg in den Hochdahler Laden. Späth, die sich häufig mit einem Stand auf den Markt vor dem Haus der Kirchen stellt und sich an Weihnachts-Märkten beteiligt, um dem abzuhelfen, sieht den Grund auch im Standortfaktor: Beide Läden unterscheiden sich von üblichen Geschäften durch ihre räumliche Lage in Gemeindehäusern.