Erkrath: Alleinerziehende Auftragskillerin jagt durch irre Fantasy-Welt
Die Science-Fiction-Romane von Uwe Post sind schräger Lesespaß, die vor allem eines vermeiden: Bekanntes wiederholen.
Erkrath. Walpar Tonnraffir ist Weltraumdetektiv und steckt sich zum Telefonieren den Schnabel eines kleinen Pinguins ins Ohr. Sein Neffe ist DVD-abhängig, Aktuell geht der Romanheld der Frage nach, warum plötzlich ein überdimensionaler Finger im Erdorbit kreist.
Sein schräges Leben verdankt Tonnraffir dem Erkrather Uwe Post. Dieser entwirft liebend gerne abgedrehte Science-Fiction- und Fantasy-Welten und fordert so seine Leser heraus. Der 42-Jährige über seine Ideen: "Ich denke einfach an dem vorbei, was es schon gibt und verwerfe einfach alles, was mir bekannt vorkommt."
So hat er es auch bei seinem neusten Roman "Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes" gemacht. Der Stoff hat das Tempo einer Kurzgeschichte und konfrontiert den Leser mit Skurrilitäten im Zeilentakt. Uwe Post grinst: "Bei mir wird der Leser in eine Welt hineingeworfen und muss gucken, wie er damit zurechtkommt."
Konzeptionell unterscheidet sich die Schreibe des Softwareentwicklers damit deutlich von Fantasy-Epen wie etwa dem "Herr der Ringe", die erst lang und breit eine Welt entwickeln und dann mit der Handlung beginnen. Doch Post findet: "Ich als Leser will doch wissen, wie es weitergeht."
Was "Tonnraffir" ebenfalls von der gängigen Fantasy- und Science-Fiction-Literatur abgrenzt: der Humor. Oftmals präsentieren sich gerade diese Genres in einem bierernsten Ton. Post vermeidet das. Der Autor findet: "Dadurch verliert das Ganze ein wenig das Verkrampfte."
Die abenteuerliche Suche nach dem Ursprung des vermeintlichen Finger Gottes würzt Uwe Post daher mit Sprachwitz, Situationskomik, schwarzem Humor und viel Satire. Besonders letztere liegt ihm am Herzen. Die Welten von morgen konstruiert der kreative Kopf nämlich nur zu gerne, um die Gesellschaft von heute durch den Kakao zu ziehen. "Eigentlich ist das unsere Welt, von der ich da schreibe - nur überzeichnet", erklärt er.
Zwei neue Romane befinden sich bereits in der Entstehungsphase. Allerdings sagt Post: "Ich kann eigentlich nur am Wochenende oder im Urlaub schreiben. Abends klappt das nicht." Dafür kennt der Erkrather, der Physik und Astronomie studiert hat, keine Schreibblockade. Sein jüngstes 180-Seiten-Buch hat er trotz Vollzeit-Job in einem Jahr runtergeschrieben.
"Walpar Tonnraffir" ist Posts dritter großer Roman. Die Vorgänger hießen "Zweiland" (2008) und "Symbiose" (2009). Mit seinem neusten Werk versucht Post, auch dem Nicht-Science-Fiction-Kenner den Einstieg zu erleichtern. "Symbiose" verkaufte sich laut Post mehr als 250 Mal. "Das ist mir aber zu wenig", sagt der Autor und hofft darauf, dass sein Weltraumdetektiv mit dem Pinguin-Handy auf mehr Interesse stößt. Pflegeandroiden, Marsspatzen und alleinerziehende Auftragskillerin möchte Post am liebsten der Masse verkaufen - "das ist keine Nischenliteratur."