Erkrath im Nationalsozialismus: „Es gab viele Grauzonen“
Peter Dietz hat über Erkrath in der Zeit der Gewaltherrschaft geforscht. Jetzt liegt seine Arbeit als 216 Seiten starkes Buch vor.
<strong>Erkrath. Seit Montag ist Peter Dietz’ Buch "Erkrath in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" im Stadtarchiv und im örtlichen Buchhandel erhältlich. Schon im Vorfeld zeigten sich Kulturamt und Stadtarchiv von der Nachfrage überrascht. Die WZ sprach mit dem Autor über die im Werkvertrag durchgeführte Forschungsarbeit und deren Thema. Familiär betroffen sei er nicht gewesen, doch: "Mich hat diese Zeit schon immer interessiert", sagt Peter Dietz. Der 40-Jährige wuchs, wie er sagt, in dem "Zeitgeist einer neuen Generation von Historikern" auf, die sich gegen "das Verschweigen in den 50er Jahren" wandten. "Das spreche ich auch auf den ersten Seiten meines Buches an: Die Deutschen sahen sich damals als Opfer, nicht als Täter. Sogar Bodo Mann gab Hitler die Schuld, äußerte, es handle sich um das Werk eines Verrückten". Auch Dietz’ Doktorarbeit ist in diesem Themenkreis angesiedelt: Die Geheime Staatspolizei (GeStaPo) im Regierungsbezirk Düsseldorf, mit einem Schwerpunkt auf den Verbrechen in der Kriegsendphase, etwa den Ermordungen von Kriegsgefangenen. Sein Motiv: "Mich interessiert, wie das möglich war - wie aus einem zivilisierten Volk heraus dieses Verbrechen möglich gewesen ist"; sagt Dietz. "Anfang des Jahrhunderts hätte das niemand vorausgesagt. Da war der Antisemitismus in Russland oder auch Frankreich viel ausgeprägter. Die Juden in Deutschland waren dagegen schon sehr weit integriert."
Aber auch der kleinteilige Blick auf Erkrath gibt da keine Antwort. "So kurz kann man das auch nicht sagen. Die Ursachen werden immer noch diskutiert, angefangen bei der antisemitischen Haltung Luthers." Dass ihn bei seinen Recherchen bestimmte Erkenntnisse besonders bewegt oder beschäftigt hätten, "kann ich so nicht sagen." Was sich bei der Untersuchung der Nazizeit "auf kleinem Raum" gezeigt habe, spiegele das Geschehen im Großen.
Peter Dietz’ Veröffentlichung "Erkrath in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" umfasst 216 Seiten, kostet 13 Euro und ist im Stadtarchiv (Kaiserhof), im Rathaus (Zimmer 001) sowie im örtlichen Buchhandel (ISBN 978-3-9810701-1-8) erhältlich. Es bezieht sich auf das Gemeindegebiet des damaligen Erkrath, das auch Unterbach umfasste. Hochdahl gehört nicht dazu.
Eine ergänzende Dokumentation über Hochdahl wird zurzeit von der Lehramtsstudentin Ulla Backhaus im Auftrag der Stadt erstellt. Die gleichzeitig als Staatsexamensarbeit laufende Forschung über den Stadtteil soll im April vorgestellt werden. Auch die Hochdahler Geschichrte soll ist im Anschluss als Buch veröffentlicht werden.