Erkrath: Projekt für Schulschwänzer erhält zweite Chance

Die Zukunft des Projekts für Schulschwänzer, "Zündstoff", ist finanziell bis 2013 gesichert. CDU-Bundestagsabgeordneter Michaela Noll fungiert als Schirmherrin.

<strong>Erkrath. "Ohne Abschluss haben Jugendliche keine Chance." Wohlfeile Politikerworte - in diesem Fall von CDU-Bundestagsabgeordneter Michaela Noll gesprochen -, die aber bei genau denen, um die es geht, ähnlich starkes Interesse wie das Thema Altersvorsorge wecken. Nämlich absolut keines. Die Rede ist von Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 16 Jahren, die mit Schule eine lästige Pflicht assoziieren, der man sich am besten durch dauerhaftes Fernbleiben entledigt.

"Bei uns machen Schüler die Erfahrung, dass sie keine Null sind."
Norbert Baumgarten, SKFM-Dienststellenleiter

"Kinder dürfen uns nicht verloren gehen", ist ein weiterer Satz von Noll. Für die praktische Umsetzung sorgen Projekte wie "Zündstoff", das der Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer seit Oktober 1999 anbietet. Das Ziel: schulmüden Jugendlichen die Null-Bock-Stimmung nehmen und sie wieder in eine Regelschule integrieren.

Als die Förderung im vorigen Jahr auslief und sich die lokale CDU weigerte, die städtischen Zuschüsse für das Projekt zu erhöhen, nahm der SKFM Noll und ihre Familienpolitik in die Pflicht. Noll unterstützte das Projekt in der Folge dabei, europäische Fördermittel im Rahmen der Aktion "Die 2. Chance" zu erhalten. Seit die genehmigt wurden, fungiert die Politikerin als Schirmherrin von "Zündstoff".

Mit der neuen Finanzierung steht das Projekt nicht nur bis 2013 auf recht sicherem Fundament, sondern konnte außerdem pädagogisch aufgewertet werden: Statt vorher zwölf werden jetzt 15 Schüler an Kontinuität gewöhnt, es gibt Nachmittagsangebote, und drei Hauptschulen aus Hilden und Haan wurden in die bestehende Kooperation neu aufgenommen.

Um bei "Zündstoff" mitmachen zu können, "müssen sich die Schüler bewerben und einen Vertrag unterschreiben, dass sie regelmäßig teilnehmen wollen", erklärt Karin Tost, Fachbereichsleiterin beim Sozialdienst. Wer sich nicht an die Regeln hält, Gewalt ausübt oder Drogen konsumiert, fliegt. "Beim ersten Mal", sagt Tost.

Die Teilnehmer an "Zündstoff" teilen sich nach dem täglichen gemeinsamen Frühstück in zwei Gruppen auf. Während die eine von Hauptschullehrern unterricht wird, fördert ein Schreiner die praktischen Talente der Jugendlichen. "Die meisten verbringen ein Schuljahr bei uns", so Tost.

Die Chancen aufs Erwachen aus der Schulmüdigkeit bewertet sie als gut. "Wir haben jetzt ein Mädchen, das wieder eine normale Hauptschule besucht", sagt Tost. Und besonders gefreut habe sie sich über einen Ehemaligen, der mit seinem frisch erworbenen Gesellenbrief als Bürokaufmann in den Unterricht platzte.