Erkrath: Triumphator im Fürstentum

Rallye Monte Carlo: Ernst Jüntgen holt bei der historischen Auflage im zehnten Versuch den Gesamtsieg.

Erkrath. Schneetreiben, rutschige Bergstraßen und Steinschläge: Ernst Jüntgen und sein Beifahrer Marcus Müller aus Mettmann mussten einige Schikanen und Hindernisse meistern, bevor sie als erstes deutsches Team überhaupt den Sieg bei der Rallye Monte Carlo Historique bejubeln durften. Nach fünf Tagen und 2000 Kilometern überquerten sie mit ihrem cremefarbenen Mercedes 300 SE von 1961 erschöpft, überglücklich und mit gewaltigem Vorsprung auf ihre 330 Mitkonkurrenten die Ziellinie im Hafen von Monte Carlo. Trotz nächtlicher Stunde wurden sie im Fürstentum von unzähligen Zuschauern erwartetet und bejubelt.

"Für mich ist mit dem Sieg ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen", gesteht der 66-jährige Kfz-Meister Jüntgen. Nach neun Teilnahmen, bei denen als bestes Ergebnis bisher ein dritter Platz zu Buche stand, gelang dem Erkrather Urgestein, das 1942 im Alter von einem Jahr Düsseldorf verlassen hatte, endlich der ersehnte Sieg.

Anlass zu besonderer Freude gab dabei auch der Oldtimer, den Jüntgen völlig unversehrt durch Frankreich manövriert hatte, während die Wagen der Konkurrenz teilweise arg verbeult ins Ziel kamen. "Ein echter Siegerwagen eben", meint Jüntgen schmunzelnd. Der getunte Sechzylinder-Motor hat 3000 ccm Hubraum und leistet 190 PS.

Neben der akribischen Vorbereitung, bei der Jüntgen und sein Beifahrer eine Woche zuvor die gesamte Strecke inspiziert hatten, spielte dabei allerdings auch Fortuna eine beträchtliche Rolle: "Wir hatten dieses Jahr einfach das Glück auf unserer Seite", so Jüntgen, "Viele prominente Teilnehmer, ehemalige Rallye-Weltmeister und Formel-1-Fahrer, haben im Schneechaos viel Zeit verloren. Wir hatten mit unserer hohen Startnummer Glück, dass die Wege bereits etwas freigefahren waren." Deshalb schlug diesmal das "Jahr der Deutschen", wie die französischen Zeitungen titelten: Neben Ernst Jüntgen und Marcus Müller landeten zwei weitere deutsche Gespanne auf dem Podest.

Die Leidenschaft für alles Motorisierte wurde Ernst Jüntgen in die Wiege gelegt, sein Vater betrieb viele Jahre lang die Aral-Tankstelle in Alt-Erkrath. "Ich habe Benzin im Blut", meint Jüntgen lächelnd. Somit war es kein Wunder, dass Jüntgen, der heute in Haan ein Autohaus betreibt, schon in den 60er Jahren an unzähligen Rallyes - und einmal, 1969, an der "echten" Rallye Monte-Carlo teilnahm. Auch für die kommenden Jahre hat er sich noch einiges vorgenommen: "Es hat noch nie jemand zweimal gewinnen können, da wartet also noch ein historischer Erfolg", erzählt Jüntgen von seinem nächsten Ziel. Mit Benzin im Blut bleibt wenig Zeit zum Rasten.