Informationsabend in Metzkausen Kleine Tiere, große Wirkung

Metzkausen · Was Rasenmähen und Heckentrimmen mit dem Aussterben von Waldbienen zu tun haben und warum Imker nicht nur Honigschöpfer sind, darum ging es beim Stammtisch des Bürgervereins Metzkausen.

Bienenzucht war Thema beim Stammtisch mit (v.l.) Gregor Neumann und Erika und Martin Winzen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

So manch ein Gartenbesitzer würde sich wohl gerne eine Holzbeute voller Bienen in die heimische Grünoase stellen. Die fleißigen Bienchen genießen schließlich ein gutes Image als wichtige Bestäuber der Natur. Zur großen Freude des Menschen liefern sie zudem noch süßen Honig, der sich auf dem Frühstücksbrötchen besonders gut genießen lässt. Doch so einfach, wie es sich viele vorstellen, ist die Haltung und Pflege eines Bienenvolkes nicht.

Obendrein auch kein kostengünstiges Hobby, wie Martin Winzen jetzt bei einem informativen Stammtisch des Bürgervereins Metzkausen berichtete. Eine komplette Ausrüstung mit Bienenkiste, Honigschleuder und Abführgeräten kann schnell mal mit 5000 Euro zu Buche schlagen. Nicht einkalkuliert sind dabei die benötigten Schulungen, Zertifikate, Versicherungen und Beiträge, die mit jährlichen Fixkosten von 100 bis 200 Euro hinzukommen. Allein ein neues Volk, um mit der Imkerei zu beginnen, kostet schon bis zu 200 Euro.

Und je nach Gesundheitszustand kommen Kosten für Medikamente und Behandlungen hinzu. „Kein Wunder, dass der Honig des Imkers dann so teuer ist“, entfuhr es einer Teilnehmerin, die zunächst noch Interesse an einem eigenen Völkchen im Garten bekundet hatte, sich aber bald dagegen entschied. Denn mit der Installation des Bienenvolkes im Garten ist es längst nicht getan. Und dennoch ist die Arbeit des Imkers elementar wichtig.

Denn: „Ohne uns Imker, wäre die Honigbiene schon längst ausgestorben“, sagte Martin Winzen. Ein Schicksal, das wohl bald die solitär lebenden Waldbienen ereilen könnte. In freier Wildbahn bekommen es Insekten alle Couleur nämlich bereits zu spüren: Der Klimawandel, gepaart mit der steigenden Versiegelung von Flächen, dem sich ausbreitendem Städtebau, raubt den Tierchen die Lebensgrundlage. Bienen, erklärte Winzen, nehmen in der Tierwelt eine ganz besondere Stellung ein.

„Es gibt weltweit viele Tiere, aber nicht alle Tierarten sind überall auf der Welt vertreten. Die Bienen dagegen gibt es überall auf der Welt.“ Sie entstanden kurz nach den Farnen und Flechten, die ursprünglich den Globus bedeckten. Mit den Bienen begann die Bestäubung. Die Honigbiene würde ab einer Temperatur von zehn Grad die Beute verlassen und hinausfliegen, um die ersten Pflanzen zu bestäuben und erstes Futter zu besorgen. Die Osmia-Biene, in unseren Breitengraden als wildlebende Mauerbiene bekannt, fliegt hingegen bereits ab vier Grad, weil sie in der Lage ist, die Blüten elektrostatisch zu bestäuben.

Doch genau diese Bienenart stehe auf der Roten Liste und sei vom Aussterben bedroht. „Die Monokulturen würden ein großes Problem bekommen, wenn die Wildbienen aussterben würden“, sagte Winzen. Diese seien nämlich auf die elektrostatische Bestäubung angewiesen. Insgesamt gebe es weltweit noch 15 bis 20 verschiedene Wildbienenarten, die normalerweise nicht vom Menschen eingefangen werden dürfen. Bestäubungsimker, wie Martin Winzen einer ist, hätten eine Sondergenehmigung dafür.

Mit dieser Tätigkeit sorgt er nämlich dafür, dass die Pflanzen und Bäume von Obstbauern und Winzern ordentlich bestäubt werden, auch wenn die Temperaturen dafür noch zu niedrig sind. Schuld daran sei der Klimawandel. „Alles hat sich verschoben. Im Winter ist es zu warm und zu nass, im Sommer viel zu heiß. Die Akazie, eigentlich ein Sommerblüher, blüht schon im März.“ Zur Folge habe diese Verschiebung, dass etwa Apfelernte und Weinlese geringer ausfallen und zu spät erfolgen.

Doch was kann der normale Bürger tun, um Wildbienen zu unterstützen, fragten sich einige der Anwesenden. „Ganz einfach: Rasen weniger mähen, damit der Löwenzahn wächst. Und auch die Hecken nicht zu früh schneiden und ausblühen lassen“, gab Winzen ein paar Tipps. Das sehe zwar dann nicht immer akkurat aus, habe aber eine große Wirkung. Und: „Das kostet kein Geld. Man muss nur seine Arbeit umorganisieren.“

Bei den Hecken wäre es sinnvoll, keine Koniferen einzusetzen, mit denen Insekten nichts anfangen können, sondern auf blühende Hecken zu setzen wie etwa Salweide oder Berberitze.