Erkrath: Und wieder fallen Bäume
Bürger protestieren gegen das Fällen von Bäumen. Diese stellten eine Gefahr dar, argumentiert die Stadtverwaltung.
Erkrath. Erkraths Bäume sind "verkehrsunsicher" - zumindest 1600 von insgesamt rund 30000. Laut dem Baumsachverständigen Bodo Siegert sind 360 sogar derart "schadensauffällig und damit unsicher", dass sie "kurzfristig beseitigt" werden müssen. Ein Großteil, so Siegert in seiner Expertise, "ist abgestorben". Der Rest weise "offensichtliche strukturelle Defekte" wie Holzfäule und Pilzbefall auf.
Dementsprechend schrillten in der Sandheide die Alarmglocken, als jetzt 94 Bäume, vorrangig Buchen, farblich markiert wurden. Aus Angst, sie würden der Säge zum Opfer fallen, hatten Anwohner unter der Federführung von SPD-Ratsherr Peter Urban an der Heinrich-Heine-Straße zur Protestaktion aufgerufen. "Hände weg vom Sandheider Wald" oder "Bäume sind Heiligtümer" war auf Plakaten zu lesen.
Eine Angst, die Tiefbauamtsleiter Heinz-Peter Heffungs nicht nachvollziehen kann. "Ja, die 94Bäume sind markiert", bestätigte er im WZ-Gespräch. "Allerdings nicht, weil sie gefällt, sondern lediglich behandelt werden sollen. Sie führen zum Beispiel Tot- oder Trockenholz, das unbedingt raus muss, weil es sonst herabzufallen droht." Tatsächlich gefällt würden nur neun Bäume.
Überhaupt warnte Heffungs davor, die Zahlen zu dramatisieren. "Von den 1600zur Debatte stehenden Bäumen mussten gerade mal acht unverzüglich behandelt werden: Fünf wurden bereits gefällt, drei weitere von Trockenholz befreit", so der Tiefbauamtsleiter. In den kommenden Wochen werde man sich die restlichen 1592 Bäume vornehmen.
Weil die meisten der kontrollierten Bäume nicht im Wald stehen, sondern von stark befahrenen Straßen und Wohnbebauung umgeben sind, ist die Stadt unter Zugzwang: Schließlich ist es ihre Pflicht, an öffentlichen Wegen und Plätzen für die Verkehrssicherheit zu sorgen
Die Arbeiten reichen vom Fällen morscher Bäume bis hin zum Entfernen von Tot- und Trockenholz aus den Kronen. Ansonsten könnte es für Spaziergänger, Fußgänger oder spielende Kinder gefährlich werden. Entsprechend einmütig behandelte der Stadtrat das Thema: Ohne Gegenstimme wurde der Beschlussvorschlag der Verwaltung verabschiedet.
Allerdings sollen "baumpflegerische Maßnahmen" klar bevorzugt werden. Fällungen sollen so weit wie möglich vermieden werden. Außerdem werden die Bäume aus dem Gutachten nicht einfach als "schadensauffällig" hingenommen, sondern genau unter die Lupe genommen, um dann zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden.
Die Verwaltung wurde zudem beauftragt, dem Planungs- und Verkehrsausschuss eine Liste mit den Bäumen vorzulegen, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden müssen. Lediglich "bei Gefahr im Verzuge" wird die Verwaltung von sich aus tätig, hat aber eine Dokumentation vorzulegen.
Nicht zum Tragen kommt das Beschlusspaket auf Waldflächen, denn dort trifft die Stadt keine Verkehrssicherungspflicht.