Erkrath: Weiterbildung mit Spaßfaktor
Ein Gespräch mit der neuen VHS-Leiterin klärt, wohin sie die Einrichtung steuern möchte.
<strong>Erkrath. "Glück gehabt." Ursula Moldon scheint auf diese Formulierung ein Abo zu besitzen. "Glück gehabt" - das konnte sie zuletzt nach dem Brand im Bürgerhaus sagen, der in alle Räume übel riechenden Ruß trieb. Lediglich die Volkshochschule konnte ihre Zimmer zwei Tage später wieder beziehen. Nicht unglücklich ist Moldon auch darüber, dass die Verhandlungen über einen VHS-Zweckverband mit Mettmann und Wülfrath gescheitert sind. Im Erfolgsfalle hätte Erkrath keine selbstständige Weiterbildungseinrichtung und Ursula Moldon wäre nicht VHS-Leiterin geworden. "Es freut mich, dass Erkrath seine eigene VHS hat", ist allerdings alles, war die promovierte Anglistin dazu sagt. Rückblicke scheinen nicht ihre Sache zu sein. So beschränkt sie auch den Kommentar darauf, die Nachfolge des als holzig geltenden Michael Strohmayer angetreten zu haben, auf ein lapidares "Ich schaue nach vorne." Und was sieht sie da?
Beim Ausloten von Perspektiven weicht Zurückhaltung Lebendigkeit. "Eine absolut wichtige Aufgabe sind die Sprachkurse für Migranten. Sie bilden ein Standbein unserer Arbeit." Rund 110 Teilnehmer haben sich für die Kurse, die maximal zwei Jahre dauern, angemeldet. In der Vergangenheit waren diese Kurse nach dem Zuwanderungsgesetz eher als lästige Pflicht behandelt worden.
Als einen weiteren Schwerpunkt der Erkrather VHS, die jährlich mit rund 100 000 Euro aus der Stadtkasse subventioniert wird, bezeichnet Moldon berufsbegleitendes Lernen wie Kommunikationstraining. "Wir können maßgeschneiderte Angebote für Firmen machen."
Intensivieren will Moldon auch die Zusammenarbeit mit Schulen in Bereichen wie EDV, Imageberatung oder Hinweise für den Umgang mit Mobbing. "Mit dem Gymnasium Hochdahl machen wir da schon was."
Grundsätzlich sind die Inhalte des Kursheftes eine Reaktion auf Trends - wie zum Beispiel auf den Wunsch zahlreicher Senioren, den Umgang mit dem Internet nicht den jüngeren Generationen zu überlassen. "Wir müssen den Markt mit seinen Bedürfnissen sehen und darauf reagieren." Ein Elternforum mit Fragen zur Erziehung mag in Zeiten stabiler Großfamilien verzichtbar gewesen sein - heute "überrascht die Resonanz darauf".
Unverzichtbar ist nach Moldons Einschätzung die andere Seite der VHS, die da schon mal despektierlich auf "Klöppelkurse in der Toscana" reduziert wird. "Wir leben mit diesem Vorurteil. Aber auch solche Angebote haben absolute Berechtigung, weil sie eine Facette von Weiterbildung sind." Nicht alles, was sich unter der Rubrik "Freizeitgestaltung" sammeln lasse, sei automatisch frei von Bildungsinhalten.