Es fehlt eine öffentliche Toilette
Ein stilles Örtchen ist in Mettmann ein Problem. Denn in der Kreisstadt fehlt seit Jahren eine öffentliche Toilette. Darauf sind doch vor allem Behinderte angewiesen.
Mettmann. Der Mettmanner Heinrich Strahl ist 61 Jahre alt und leidet an Inkontinenz. „Wenn ich auf die Toilette muss, kann ich nicht lange warten“, sagt er. In den vergangenen Wochen hat er Probleme, in der Kreisstadt ein stilles Örtchen zu finden. Es gibt zwar die Toilette im Kiosk auf dem Jubiläumsplatz, „aber das ist oft mit großen Umständen verbunden“, sagt Strahl. Hinzu komme, dass Getränkekisten weggeräumt werden müssen, bevor man auf die Toilette gehen kann. Behindertengerecht und barrierefrei sei das alles nicht, so Strahl.
Hans Stauff, Vorsitzender der Behinderten-Sport-Gemeinschaft und selbst Rollstuhlfahrer, kennt das Problem seit Jahrzehnten. „Langsam glaube ich nicht mehr an eine Lösung“, sagt der 77-jährige Stauff. Die Toilette am Kiosk ist als behindertengerechte und vor allem auch als öffentliche Toilette ausgewiesen. Doch Hans Stauff hat es mit seinem Rollstuhl oft genug probiert. Nur mit großer Mühe erreicht er das WC. Nicht viel besser sieht es ein paar Meter weiter in der Gaststätte Frankenheim aus. Mit dem Rollstuhl schaffe man es zwar in die Toilette, aber die Tür lässt sich nicht richtig schließen. „Da kann man von der Theke aus reinsehen“, sagt Stauff. Endgültig vorbei ist es wohl auch mit der Toilette am Parkhaus Neanderstraße. Die war behindertengerecht und die Berechtigten konnten sie mit einem „Euro-Schlüssel“ kostenlos benutzen. Doch seit der Betreiber wechselte, wurde das Schloss ausgetauscht und die Toilette nicht wieder geöffnet.
Einzig die Toilette in der Kö-Galerie ist öffentlich und auch für Rollstuhlfahrer nutzbar. Doch sie liege laut Stauff zu weit außerhalb des Zentrums und sei zudem schlecht ausgeschildert. Schon vor drei Jahren wendete sich Stauff in einem Bürgerantrag an den Rat. Er könnte sich eine neue öffentliche Toilette am Standort der jetzigen Holzhäuschen (Schlüsseldienst und ehemaliger Obst- und Gemüseladen) am Jubi vorstellen. Ein weiterer Aufstellplatz könnte die Ecke vormals Hoffstaedter neben der Haltestelle sein. Der Ort liege zentral und sei gut einsehbar, um ihn so auch vor Vandalen zu schützen.
Stauff hatte an eine Sponsorenlösung gedacht. Die Stadtwerke Düsseldorf könnten das Wasser sponsern, ein Stromanbieter könnte den Strom finanzieren. Von Drogerien könnten Toilettenpapier, Papierhandtücher und Seifenspender erbeten werden. Auch eine öffentliche Sammlung oder der Verzicht auf Sitzungsgelder (einmal im Jahr) der Ratsmitglieder seien Finanzierungsmöglichkeiten, hatte Stauff formuliert. Doch daraus geworden ist nichts. „Ich bin heute noch sauer“, sagt Stauff. Denn als der Rat zur Ortsbesichtigung antrat, hörte er zwei Politiker sagen, „dafür haben wir kein Geld, den Antrag schmettern wir ab“. Genau so sei es dann auch gekommen. Vonseiten der Stadt ist der Standpunkt eindeutig: „Die Politik hat uns nie den Auftrag erteilt. Deswegen sind wir nicht in der Bringschuld, eine öffentliche Toilette zu bauen“, sagt Fachbereichsleiter Kurt-Werner Geschorec.
Und wie sieht es mit Toiletten aus, wie wir sie aus Düsseldorf kennen? Meist prangen große Werbelogos darauf, sie kosten den Benutzer aber trotzdem Geld und verfügen über ein Selbstreinigungssystem. „Wir haben mit einem Anbieter gesprochen“, sagt Geschorec. Doch das lohne sich in Mettmann nicht, so eine Toilette könne nicht durch Werbung refinanziert werden. Neben den hohen Kosten für die Anschaffung (bis zu 60 000 Euro) würden also monatliche Kosten für Wasser, Seife und die Reinigung hinzukommen.
Was bleibt, ist die Idee der „netten Toilette“, die in anderen Städten funktioniert. Geschäftsleute kennzeichnen ihren Laden entsprechend und stellen den Kunden ihre Toilette zur Verfügung. Im Bürgerausschuss wurde vor knapp vier Monaten beschlossen, dass die Stadtverwaltung mit der Händlerschaft und der Gastronomie Gespräche führt, um eine aktuelle Bereitschaft abzufragen. Die Werbegemeinschaft soll dabei eingebunden werden.