Bürger und ADFC verärgert Neuer Aufzug am S-Bahnhof ist für Fahrräder zu kurz

Erkrath · Keine schöne Bescherung für Radfahrer in Erkrath: Der neue Aufzug am S-Bahnhof Alt-Erkrath ist kleiner als sein Vorgänger und damit für den Transport der meisten Räder nicht geeignet. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht.

Ärgernis in Erkrath: Die neue Kabine am S-Bahnhof ist mit einer Tiefe von 1,43 Meter zu kurz für ein durchschnittliches Fahrrad.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Gisela Clever ist verzweifelt – weil sie jetzt aus Erkrath nicht mehr herauskommt. Als sie vor zwei Wochen mal wieder eine längere Tour vom S-Bahnhof Alt-Erkrath aus machen wollte, passte ihr Fahrrad plötzlich nicht mehr in den dortigen Aufzug. Denn der war nach einem halben Jahr Stillstand wegen Hochwasserschadens gegen ein neues – und kürzeres – Modell getauscht worden.

So grundsätzlich begrüßenswert Gisela Clever es findet, dass nun wieder ein Aufzug zur Verfügung steht, so unfassbar unverständlich ist es für sie, dass der Neue weniger geräumig ist und den Transport der meisten Fahrräder ausschließt. „Wer denkt sich so etwas aus? Überall wird Werbung für umweltfreundliche Mobilität gemacht. Also kaufen die Leute Räder und stellen dann erschreckt fest, dass sie sich damit nicht wie gewünscht auch in einem größeren Radius bewegen können“, ärgert sich die 74-Jährige.

Ihr 30 Kilo schweres E-Bike kann sie „nicht die Treppen hochschleppen“. Da sie kein Auto hat, ist sie auf den Transport ihres Fahrrads durch die S8 angewiesen, um Ausflüge unternehmen und Freundinnen besuchen zu können. Ersatzweise hat sie daher den Bahnhof Hochdahl angesteuert, in der Hoffnung, von dort aus weiter zu kommen. Doch der Hochdahler Aufzug sei seit Monaten defekt und damit keine Alternative. Alles in allem ein großes Problem für die vielen älteren Bewohner Erkraths, aber auch für Eltern mit Kinderwagen und letztlich für alle, auf die eine oder andere Weise in ihrer Mobilität eingeschränkten Bürger, unterstreicht Gisela Clever.

Sie hofft, dass sich Stadtverwaltung und Politik der Sache annehmen und Druck machen bei der Deutschen Bahn. Der örtliche Fahrradclub ADFC, dem Gisela Clever angehört, ist ebenfalls alarmiert. Zu enge Aufzugkabinen an Bahnhöfen sind schon seit langem ein Problem, berichtet der Vorsitzende Peter Martin. Bekannte Beispiele dafür seien Düsseldorf und Wuppertal. Es habe Versprechungen der Deutschen Bahn gegeben, den Blick „noch stärker“ auf die Anforderungen des Radverkehrs zu richten. Dies sei in Erkrath nicht eingelöst worden. Ein durchschnittliches Fahrrad benötige mit eingeschlagenem Lenkrad mindestens 1,60 Meter Platz. Die Kabine am S-Bahnhof Erkrath sei aber nur 1,43 Meter tief. „Für solche Infrastrukturmaßnahmen, die den Radverkehr betreffen, fehlen verbindliche Regeln, vergleichbar dem Leitfaden für barrierefreies Bauen“, sagt Peter Martin. Er erinnert in diesem Zusammenhang an den Nationalen Radverkehrsplan 3.0, der auch eine Verbesserung der Vernetzung von Verkehrsarten und eine Erleichterung der Mitnahme von Fahrrädern in Bahnen und Bussen zum Ziel hat. Dies müsse dringend in verbindliche Vorgaben umgesetzt werden.

Derzeit setzt sich Erkraths ADFC für Schiebe-Rinnen an den Bahnhofstreppen ein. Er hat die Stadt um Unterstützung gebeten, bisher aber keine Antwort bekommen. Das Problem der radelnden Rentnerin Gisela Clever wäre damit aber nicht gelöst. „Eine solche Rinne an einer steilen Treppe nützt mir gar nichts, denn auch dafür ist mein Fahrrad zu schwer“, sagt Clever. Sie schreibt derzeit an die Ratsparteien mit dem Appell, sich, etwa im Mobilitätsausschuss, für eine dringend benötigte Lösung einzusetzen. Von der Bahn gab es bis Redaktionsschluss noch keine Stellungnahme zur Kritik an den kürzeren Aufzugkabinen.