Fünf junge Männer wegen Vergewaltigung angeklagt
Gruppe soll Mädchen in ein Waldstück gelockt haben.
Erkrath. Eigentlich war alles so wie immer. Einer der Jungs hatte mit einem Mädchen angebandelt und es - möglicherweise mit der Aussicht auf ein paar romantische Augenblicke - in sein Auto gelockt. Diesmal hatte man sich offenbar in Gelsenkirchen verabredet, und es war auch nicht so, dass die 16-Jährige den Jungen nicht kannte. Vielleicht fand sie ihn nett, möglicherweise erhoffte sie sich mehr von der Begegnung. Jedenfalls hatte sie sich arglos auf den Beifahrersitz gesetzt. Doch was dann geschah, endete für die Jugendliche in einem Alptraum.
Irgendwo auf dem Weg von Gelsenkirchen nach Erkrath waren vier weitere Jungs ins Auto gestiegen. Gemeinsam fuhr man zur Tankstelle, um Schnaps und Zigaretten zu kaufen. Und irgendwann war klar: Die Jungs wollten Sex. Mitten in der Nacht, mitten im Wald — irgendwo am Erkrather Stadtrand. Niemand kannte sich dort aus — auch jetzt vor dem Essener Landgericht, wo die Tat als eine von mehreren Nötigungen und Gruppenvergewaltigungen verhandelt wird, können die Angeklagten nicht mehr sagen, wo sie mit dem Mädchen hingefahren sind. In besagtem Erkrather Waldstück jedenfalls wollten die fünf jungen Männer die Schülerin auf dem Rücksitz des Autos zum Geschlechtsverkehr zwingen, so der Tatvorwurf.
„Sie hat richtig geweint, nicht so wie die anderen Mädchen“, sagte einer der Mittäter vor Gericht aus. Sie sei dann ohne Handy im Wald ausgestiegen, in einer kalten Januarnacht — passiert sei da noch nichts gewesen, heißt es in der Anklageschrift. Einer der jungen Männer will ihr nachgegangen sein. Ihm soll das Mädchen gesagt haben, dass sie ihm und seinen Freunden ein anderes Mädchen besorgen wolle, wenn man sie selbst in Ruhe lassen würde. Die 16-Jährige sei daraufhin allein nach Hause gegangen.
Die Jungs fuhren noch in der gleichen Nacht zu besagter Freundin, die anfangs an einen Scherz glaubte, als man ihr sagte, sie dürfe erst gehen, wenn sie mit allen Sex gehabt habe. Diese Tat geschah in Essen und wird nun als fünfte von sieben vor Gericht verhandelt: Das Mädchen wurde von allen Männern vergewaltigt. Gegen das Mädchen, das die Jungs von Erkrath aus zu dieser „Freundin“ geschickt hatte, läuft mittlerweile ein separates Ermittlungsverfahren wegen Beihilfe zur Vergewaltigung.
Das Strickmuster aller angeklagten Vergewaltigungen lief immer gleich. Die fünf Jungs - fast alle aus Gelsenkirchen, Essen und Wuppertal - hatten eine Whats App-Gruppe gegründet, in der sie die Taten miteinander verabredet und die Mädchen später verhöhnt haben sollen. Einer der Angeklagten hat sich bereits zu den Taten eingelassen: Er habe nie gegen den Willen der Mädchen gehandelt. Der Prozess wird fortgesetzt.