Wochenmarkt braucht frische Ideen

Verändertes Kaufverhalten, überholte Öffnungszeiten — Marktbeschicker müssen sich etwas einfallen lassen, um Kunden zu locken.

Foto: Christoph Schmidt

Kreis Mettmann. In den zehn kreisangehörigen Städten finden von Dienstag bis Samstag mehr als 25 Wochenmärkte statt. Sie bieten durch ihre frischen Lebensmittel und meist gute, weil zentrale Erreichbarkeit ein Stück Lebensqualität. Hinzu kommt, dass Wochenmärkte für die Städte ein bedeutender Wirtschaftsfaktor sind. Denn sie ziehen Kaufkraft ins Zentrum oder die einzelnen Stadtteile.

Doch müssen sich die Beschicker dem stationären Handel, den Supermarkt-Riesen und den Discountern stellen. Das erreiche man derzeit noch durch eine höhere Expertise beim Verkauf. „Wenn ich erklären kann, warum der eine Spargel besser oder anders schmeckt, sind das Infos, die nicht beim Kunden sind, aber zu ihm gebracht werden könnten“, unterstreicht Siegbert Panteleit den Vorteil. Er stellte als Standort- und Projektentwickler das Projekt „Regionalmärkte“ vor. Die Erprobung der Märkte mit rein regionalen Erzeugern, Speisen, Textilien und Designs im Ruhrgebiet sei vielversprechend. Aber es komme auf den Standort an. „Regionale Produkte sind in der Regel teurer.“

Voraussetzung sei also eine höhere Kaufkraft der Marktbesucher. In Hilden gibt es drei Wochenmärkte. Sie seien „nicht überragend“, aber „okay“, meinte Volker Hillebrand, Stadtmarketing-Geschäftsführer: „Das mag daran liegen, dass auf dem Nove-Mesto-Platz durchschnittlich nur 20 bis 25 Marktstände zu finden sind — von gewünschten dreißig.“ Von nutzbaren 2500 Quadratmetern würden nur 1500 bis 1700 genutzt. Den Beschickern sprach er ein Lob aus. Sie beteiligten sich an besonderen Aktionen des Stadtmarketings (Erntedank, Kräuterwoche). Diese sollen dazu beitragen, die Wochenmärkte attraktiver zu machen.

Vor allem die Markt-Öffnungszeiten waren bei allen Beteiligten des IHK-Treffens ein großes Thema. Das Kaufverhalten der Kunden hat sich nämlich geändert. Einkäufe würden später erledigt, die Märkte müssten deshalb später öffnen und länger geöffnet bleiben, sind sich viele Praktiker einig. Doch die Beschicker sind sich in diesem Punkt häufig nicht einig. Das ist auch in Hilden so, wie eine Befragung zeigte. Hillebrand würde die Wochenmärkte gerne jeweils eine halbe Stunde länger öffnen. Das macht aber nur Sinn, wenn alle Händler mitziehen.

Der Wochenmarkt in Mettmann mittwochs und samstags auf dem Jubiläumsplatz sei zwar erfolgreich, könne aber besser laufen, sagte Ordnungsamtsleiterin Kirsten Kaufung. Zum einen hätte eine Passantenzählung der IHK ergeben, dass an einem durchschnittlichen Mittwoch an der Königshof-Galerie mit 1100 rund 300 Passanten mehr gezählt wurden als in der Fußgängerzone Freiheitsstraße, die sich näher am Markt befindet. Zum anderen habe der Wochenmarkt seit Monaten mit den Baustellen in der Innenstadt zu kämpfen. Teilweise bräuchten die Beschicker „viel Kreativität“, um den Markt zu erreichen, beschrieb Kaufung die Lage. Sie lobte die „vielen „treuen Marktbeschicker“. Da 2020 aber auch die Umgestaltung des Jubiläumsplatzes anstehe, müsse der Wochenmarkt „auf jeden Fall“ verlagert werden. Dafür böte sich das Gebiet rund um die Königshof-Galerie an. Wochenmärkte hätten eben auch eine soziale Funktion.

Sie dienten dem Austausch der Menschen, betonten Dorothea Mittermeyer von der Erkrather Wirtschaftsförderung und Kevin Weber vom Erkrather Ordnungsamt. „Das ist ein Vorteil gegenüber dem Internet“, unterstrich Mittermeyer. Und nicht der einzige: Wochenmärkte seien auch eine sinnliche Erfahrung. „Und sie sorgen dafür, dass das Geld in der Region bleibt.“ Die Märkte in Alt-Erkrath, Hochdahl und Unterfeldhaus seien gut besucht. Trotzdem sei ein Umdenken nötig. Denn die Erkrather Wochenmärkte seien durchaus gefährdet. Händler geben gut gehende Stände aus Altersgründen auf. Nachfolger bleiben aus. Nachbarn reagierten mittlerweile empfindlich auf Lärm- oder Geruchsbelästigung. Was also tun? Sitzmöglichkeiten schaffen, um die Verweildauer zu verlängern, Show-Kochen oder Aktionstage mit internationalen Speisen — das waren einige Vorschläge, die genannt wurden.