Guerilla-Stricker: Attacke auf die Langeweile

Mit kreativen Wollarbeiten verschönern die Guerilla-Stricker Mettmann. Sie sorgen damit für überraschende Anblicke im ansonsten oft grauen Straßenbild.

Foto: Simone Bahrmann

Mettmann. Mit Herz und Händen etwas Eigenes schaffen, ist längst wieder Trend. Ria Garcia ist eine solche Kreative. Allerdings häkelt die 52-Jährige weniger Mützen und Socken zum Hausgebrauch. „Das habe ich gemacht, als meine beiden Kinder noch klein waren.“ Ihre flauschigen Wollarbeiten als Hinweisschilder, Smileys oder Schlumpfinen verschönern das Bild der Mettmanner Altstadt.

„Entstanden ist die Idee des Guerilla-Strickens für die Oberstadt im Sommer“, erinnert sich die gebürtige Haanerin und Wahl-Mettmannerin. Es wimmelte im vergangenen Jahr von Baustellen, der Weg hinauf in die Altstadt sollte für Ortsfremde besser ausgeschildert werden. Warum also nicht mal Wegweiser aus Wolle häkeln, anstatt immer auf Blech zu setzen? In Absprache mit den Verantwortlichen der Stadt entstanden so die handgearbeiteten pinkfarbene Pfeile auf schwarzem Hintergrund.

Nach den zweckdienlichen Schildern kamen quasi als Kür weitere Elemente. Passgenau auf die Spitze von Pöllern passen die Smileys. „Die Stadt darf ruhig ein bisschen bunter werden“ Das macht Spaß und bringt Menschen miteinander ins Gespräch.

Behäkelt werden kann, das zeigen Beispiele aus Nachbarstädten wie Velbert, alles. Bäume, Baumplatten, Geländer und Zäune, „nur die Sicherheit muss gewährleistet bleiben. Schließlich soll es die Leute freuen, nicht gefährden.“ Ihr Handwerkzeug hat Ria Garcia immer dabei. Wann immer sie als Beifahrerin Muße hat, im Büro eine Pause einlegt oder fern schaut, packt sie eine der Häkelnadeln plus Garn aus.

Zu Beginn ihrer Häkellieselzeit gab es oft das große Ribbeln, „da hatte ich vorher nicht gut ausgemessen oder wusste nicht genau, wie ich bestimmte Schriftzüge platziere“, entsprechend musste die Handarbeit erst aufgelöst und von Neuem begonnen werden. „Das war die Testphase“, inzwischen dauert ein Häkel-Smiley, der später einen Pöller verzieren soll, etwa eine Stunde Arbeitszeit. Letztlich, so sagt sie, geht es beim Guerilla-Häkeln darum, Menschen zu aktivieren. „Wenn einem etwas nicht gefällt reicht es nicht, bloß zu schimpfen. Man kann selbst etwas tun.“