Haan: Eine Zeitreise ins Mittelalter

Am Jugendhaus versammelten sich Ritter, Spielmannsleute und allerlei Gesinde.

Haan. Wie das mit den Rittern damals so gewesen ist, weiß David ziemlich genau. "Die haben immer gekämpft. Und die Burgen haben sie auf Hügeln gebaut", plaudert der Fünfjährige beim Mittelalterspektakel munter drauflos. Mit seiner Mama im Schlepptau hat er am Samstag im Jugendhaus am Ritterturnier teilgenommen und war zum Schluss stolz auf seine Urkunde.

Messerwerfen, Bogenschießen, Ringwurf: Alles kein Problem für den Nachwuchsritter, der für alle Fälle seine Wickie-Ausrüstung mitgebracht hatte. Auch wenn Wickie ja eigentlich ein Wikinger ist und mit Gauklern nicht allzu viel am Hut hat. Egal, tapfere Krieger gibt’s überall. Am Samstag waren sie jedenfalls alle geschätzte 600 Jahre alt.

Im Jugendhaus hatten nicht nur Ritter, sondern auch Burgfräuleins und das lustige Gesindel ihre Zelte aufgeschlagen. Statt Cola gab’s Met und Froschbowle. Bezahlt wurde nicht mit Euro und Cent, sondern mit Silberlingen und Kreuzern. Mehrere Tonnen Sand hatten die Spektakelmacher in den Veranstaltungsraum gekippt, damit die Rittersleute dort ihre Zelte aufschlagen konnten. Es wurde gefilzt und gemalt.

Beim Schleifen der Specksteinamulette war vor allem eines gefragt: Zeit und Geduld. Aber davon hatten die Ritter ja damals genug. Wenn nicht gerade gekämpft wurde, gab man sich den kulinarischen Genüssen hin. Direkt nebenan scharrten die Hühner im Stroh, keine Spur von Hektik und Stress der Neuzeit.

Im Hof zeigten Schmied und Steinmetz ihre Künste. Ein Falkner ließ zwei Wüstenbussarde fliegen. "Versengold" sorgte für mittelalterliche Klänge, Narren-Kai unterhielt das Publikum mit Gauklerei und Schabernack. Alles aus dem tiefsten Mittelalter - wäre da nicht der Bäcker, den Probleme mit der Speicherkarte seiner Digitalkamera umtrieben. "Die Neuzeit ist toll", war von dort zu hören, als tatsächlich jemand mit technischem Fachwissen aushelfen konnte.

Hier und da waren auch ein paar Rittersleute mit Handy unterwegs, so ganz mochte man auf die Errungenschaften der Moderne dann doch nicht verzichten. Davon, dass nicht alle Veranstaltungen im Jugendhaus gut besucht sein sollen, konnte am Samstag jedenfalls keine Rede sein. Nicht nur Kinder, sondern auch viele Väter und Mütter hatten ihren Spaß am Mittelalterspektakel.

"Bei den Projekten und Gruppenangeboten haben wir keine Probleme. Im Gegenteil, es gibt oft Wartelisten", sagte Jugendhausmitarbeiter Gerhard Richard. Beim offenen Treff fehlt allerdings nach wie vor die Resonanz. Ein Trend, der schon seit einigen Jahren anhält. Richard:"Wir wissen nicht, woran es liegt. Wir haben das Angebot jetzt auf zwei Tage in der Woche reduziert."