Haan: Geplanter Abriss lässt Wehmut aufkommen
Zum letzten Gottesdienst im Paul-Gerhardt-Haus kamen zahlreiche Gemeindeglieder. Auch alle vier Pfarrer der Gemeinde standen vor dem Altar.
Haan. Einen traurigen, aber auch notwendigen Abschied hat am Sonntag die evangelische Kirchengemeinde in Unterhaan gefeiert. Nach mehr als 50 Jahren fand der letzte Gottesdienst im Saal des Paul-Gerhardt-Hauses statt. Im neuen Jahr wird das Gemeindehaus an der Düsseldorfer Straße abgerissen, dort entsteht der Senioren-Park "carpe diem" (WZ berichtete). Bis zum 6. Januar muss das Haus geräumt sein, dann kommen die Bagger.
Ingrid Forst, Gemeindemitglied
"Ich hätte nie daran gedacht, dass das Haus irgendwann einmal geschlossen wird", sagt Ingrid Forst, die die Einweihung des Paul-Gerhardt Hauses im Jahre 1955 miterlebte. Bei der späteren Gemeindearbeit lernte sie ihren Ehemann Albert im Haus kennen. "Wir Unterhaaner waren ja alle froh, dass hier etwas gebaut wurde. Zu der Zeit kam man nämlich noch nicht so schnell und einfach nach oben zur Kirche."
Aus diesem Grunde war das Paul-Gerhardt-Haus in seinen Anfangsjahren auch immer gut besucht. Etwa 70 Mädchen und Jungen kamen damals regelmäßig zu den Kindergottesdiensten. "Tatsächlich war das Gebäude ursprünglich als richtige Kirche geplant. Das erste Modell besaß sogar einen Kirchturm", erinnert sich Ingrid Forst.
Dass das Haus nun abgerissen werden soll, lässt auch bei Gemeindeglied Erika Henners (42) Wehmut aufkommen. "Nachdem ich 1993 das erste Mal in den Saal trat, hat mich das Paul-Gerhardt-Haus nicht mehr losgelassen", erzählt sie. "Ich bin offen empfangen worden und habe mich sofort aufgenommen gefühlt." Wie auch viele andere hat Henners bis zuletzt auf das Wunder gehofft, dass es mit dem Haus doch noch weiter geht. Für sie und auch Bernd Laaser (51) gilt es jetzt zum Gottesdienst ins Friedensheim oder in die evangelische Kirche zu gehen. "Mein jüngster Sohn wurde hier getauft und auch mein Ältester kam hier zum Konfirmandenunterricht", sagt Laaser.
Bei dem Abschiedsgottesdienst freute es ihn besonders, einmal alle vier Haaner Pfarrer vor dem Altar zu sehen: Gabriele Gummel, Hans-Peter Gitzler, Frank Weber und Christian Dörr, der auf die finanziellen Gründe des Abrisses hinwies. "Die Steuereinnahmen sind beständig zurückgegangen. Die Fix- und Renovierungskosten des Paul-Gerhardt-Hauses sind einfach nicht mehr zu halten", erklärt er. Nachvollziehbare Gründe, sich von dem Haus zu trennen.
"Nicht der Ort ist entscheidend, sondern das Miteinander innerhalb der Gemeinde", betont Gabriele Gummel, die als junge Pfarrerin vor 23 Jahren ihren ersten Gottesdienst an der Düsseldorfer Straße hielt. "Ich hänge sehr an dem Haus. Besonders wird mir die familiäre Atmosphäre des Raumes fehlen. Es bestand ein Gefühl des Zusammenhaltes, das in einer großen Kirche nicht so stark gegeben ist."