Haan: Kriminalität - Angst vor dem Feuerteufel

Während die Haaner in Sorge sind, fahndet die Polizei unter Hochdruck nach dem Serientäter. Was noch passiert, ist nicht vorherzusagen, sagt ein Kriminal-Psychiater.

Haan. Noch immer hat die Polizei keinen konkreten Hinweise auf den oder die Brandstifter, die die Stadt seit sechs Wochen verunsichern. "Wir sind hochsensibilisiert und hochaktiv", sagt ein Polizeisprecher gestern. Sowohl zivile als auch uniformierte Fahnder gehen verstärkt Streife, und auch andere Ermittlungsmaßnahmen würden unter Hochdruck betrieben.

Was genau die Kripo unternimmt, um den oder die Täter dingfest zu machen, will der Behördensprecher nicht verraten, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Er ruft aber eindringlich auch die Bevölkerung zur Wachsamkeit auf. "Rufen Sie uns an, sobald Ihnen etwas verdächtig erscheint. Wir kommen lieber dreimal zu viel als einmal zu wenig." Niemand müsse davor zurückschrecken, die 110 zu wählen, wenn sich etwa eine Person dadurch verdächtig mache, dass sie nachts etwas in Müllcontainer stecke oder um Häuser schleiche. "Im Moment sollten alle sehr sensibel sein", so der Sprecher.

Derzeit gehen die Ermittler davon aus, dass es sich bei den Brandstiftern um einen Täter oder eine Tätergruppe handelt. "Trittbrettfahrer kann man natürlich nie ganz ausschließen. Aber wir erkennen Tatzusammenhänge", sagt der Kriminale.

Insgesamt zwölf Mal musste die Wehr seit dem 15. Januar zu gelegten Bränden ausrücken. Zunächst loderten nur Papier- und Müllcontainer - insgesamt acht Mal. Zweimal wurden zwar Vordächer in Mitleidenschaft gezogen. "Aber bis dahin war es eher unangenehmes Zündeln", so der Polizeisprecher. "Schließlich verschärfte es sich aber." Am 14. und 20. Februar brannte das ehemalige Wohnheim an der Landstraße - eine leerstehende Immobilie, die mittlerweile abgerissen ist.

Bei der Feuewehr liegen die Nerven blank. "Wir sind alle Ehrenamtler, und wenn wir nachts so oft raus müssen, wirkt sich das auch auf unseren Beruf aus", erklärt Mirko Braunheim, stellvertretender Wehr-Leiter.

Zumeist seien Brandstifter keine psychisch Kranken, die ein Lustgefühl bei lodernden Flammen verspürten. "Meistens wollen Serienbrandleger Aufsehen erregen." Häufig hätten die meist männlichen Täter Alkoholprobleme, Begabungs- oder Aufmerksamkeitsdefizite.

In der Bevölkerung ist die Verunsicherung groß. "Wir schließen die Haustür ab, damit niemand einfach ’reinkommt", sagt die Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses am Stadtrand bei einer WZ-Umfrage. Namentlich will sie nicht genannt werden - aus Angst vor einer Feuer-Attacke.

Straftaten: Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei im Kreis Mettmann 32 955 Fälle

Aufklärungsquote: 14 599 Fälle wurden aufgeklärt, das entspricht einer Quote von 44,3 Prozent und ist ein Rückgang von knapp zwei Prozent gegenüber 2005

Kriminalitätsquotient: Pro 100 000 Einwohner weist die Statistik im Kreis Mettmann 6526 Straftaten aus. Zum Vergleich: In der Stadt Düsseldorf sind es mehr als 15 000

Jugendkriminalität: Von knapp 11 000 Tatverdächtigen waren im vergangenen Jahr fast 3300 oder 30,3 Prozent jünger als 21 Jahre, 189 waren arbeitslos, davon wiederum hatten 78 keinen Schulabschluss

Gewaltkriminalität: Die Zahl stieg um 7,6 Prozent auf 1174 Fälle, darunter ein Mord, der sich im Mai in Hilden ereignete und noch nicht aufgeklärt ist