Hochdahl: Kuhwiese für den Fußball-Boom
Weil die Kapazitäten des Sportplatzes an der Grünstraße erschöpft sind, fordert die Vereinsführung vom SCRhenania von der Stadt Alternativen – wie Kemperdick.
Hochdahl. Die Zeiten, als sich Fußballspieler als Cowboys versuchten und vor dem Anpfiff die Wiederkäuer vom "Sportplatz" Kemperdick vertreiben mussten, liegen zwar schon 40 Jahre zurück - weit entfernt von einem Acker hat sich die Spielfläche in der Nähe des Autobahnkreuzes Hilden seitdem jedoch nicht.
Zwar müssen die Spieler keine Kuhfladen mehr wegräumen, um bei Stürzen nicht allzu weich zu fallen, "aber eigentlich ist der Platz nicht mehr nutzbar". Das ist die Meinung von Peter Knitsch, Bündnisgrüner und Vorsitzender des SC Rhenania.
Dessen Heimplatz ist eigentlich der an der Grünstraße, der jüngst mit Kunstrasen aufgepeppt wurde. "Seitdem hat sich die Anzahl der Jugendmannschaften auf 20 erhöht", so Knitsch. Die Zahl der Mitglieder sei in den vergangenen zwei Jahren von 300 auf knapp 500 angestiegen. "Ich rechne mit einem weiteren Anstieg. Bei den Bambini haben wir bereits eine Warteliste für Anmeldungen."
Dieser Boom im Bereich des Nachwuchsfußballs habe den Sportplatz Grünstraße an den Rand der Kapazität gebracht. "Da laufen schon jetzt freitags 70 bis 80 Kinder rum", so Knitsch. Seine Blickrichtung weist daher von Trills in Richtung Südwesten, nach Kemperdick.
"Wenn der Platz ordentlich hergerichtet würde, könnten wir ihn nutzen." Dem Ausbau der Anlage an der Grünstraße hat die Verwaltung bereits eine Absage erteilt. Klagen von Anwohnern wegen Lärmbelästigung wären wohl so sicher wie Salz in der Nordsee.
Also Kemperdick. Dieser Zukunft steht allerdings die Absicht der Stadt gegenüber, dass "im Bereich des heutigen Sportplatzes zukünftig (...) Wohnbebauung erfolgen könnte". So steht es in einer Verwaltungsvorlage zur Änderung des dortigen Flächennutzungsplans - mit dem Ziel, dem Inhaber des Landhauses Kemperdick die Erweiterung seiner Außengastronomie zu ermöglichen.
"Dass mit der Wohnbebauung ist nicht aktuell spruchreif", sagte Bürgermeister Arno Werner am Mittwoch im Gespräch mit WZ. Wenn der Sportplatz Grünstraße ausgelastet sei, "muss Kemperdick weiterhin genutzt werden". Er rechne - anders als Knitsch - allerdings mit einem Abflachen des Fußballbooms in den kommenden Jahren. "Die demografischen Prognosen sagen weniger Kinder voraus", so Werner.
Von einem aufwändigen Ausbau in Kemperdick will Werner daher auch nichts wissen. "Außerdem würden wir damit am Bestandsschutz rütteln und die Anwohner auf den Plan rufen." Lediglich Pflegearbeiten seien möglich. "Die werden in den kommenden Wochen durchgeführt", kündigte Sportamtsleiter Ulrich Schwab-Bachmann an.
Der hat früher übrigens selbst am Kemperdick gekickt und erinnert sich noch gut daran, dass der Weinkeller des Landhauses als Umkleidekabine herhalten musste. Dieses Problem ist geblieben, meint zumindest Knitsch. "Die jetzige Umkleide auf dem Platz ist doch nicht zu nutzen." Und was die Stadt als Pflege bezeichnet, habe in der Vergangenheit nicht funktioniert. "Trainer haben zu mir gesagt: ,Ich finde meine Kinder nicht wieder, weil nicht gemäht worden ist.’"
Den Antrag der Grünen auf der Ratssitzung am Dienstag, die Verwaltung möge doch Vorschläge für einen Alternativstandort für einen Sportplatz in Hochdahl machen, haben CDU und FDP übrigens abgelehnt.