Hochdahl: Lange Schrott, jetzt Denkmal

Lokschuppen: Ein Wrack-Teil des über Trills abgeschossenen Flugzeugs erinnert ab sofort an das Grauen des Kriegs. Es hat eine bewegte Geschichte.

Hochdahl. Am Lokschuppen wurde am Mittwochabend ein Denkmal enthüllt. Auf einem Sockel aus rotem Backstein, umhüllt von einem Glaskasten, hat dort ein alter Flugzeugmotor nach einer langen Odyssee über Tümpel und Felder sein endgültiges Domizil gefunden.

Nichts besonderes, mag man meinen. Stehen doch auf dem Lokschuppengelände so allerlei alte Schätzchen, die ihre besten Tage schon hinter sich haben. Und jahrzehntelang fristete auch der antike Halifax-Motor ein eher unbeachtetes Dasein auf einem Bauernhof. Leidlich gelitten von der Eigentümerin Elisabeth Güldenberg, die das in die Jahre gekommene Bauwerk im Garten "für einen Haufen Schrott" hielt.

Ehemann Heribert konnte sich hingegen begeistern für das Wrackteil, das man schon damals Kriegszeiten zuordnete. Vom ausgetrockneten Grundstücksweiher hatte es seinen Weg über Ackerland bis in Sichtweite des Schlafzimmerfensters der Güldenbergs genommen. Von der Geschichte, die sich später um den Halifax-Motor ranken sollte, wussten beide damals freilich noch nichts. Bis sich irgendwann die Fäden des Schicksals zueinander bewegen sollten, um eines der tragischsten Erkrather Kriegserlebnisse zu Tage zu fördern.

Seinen Anfang nahm alles mit dem Augenblick, als Hanna Eggerath vor beinahe 25 Jahren auf den Auslöser ihrer Kamera drückte. "Irgendwie dachte ich damals schon, dass so ein Motor eigentlich nicht auf so eine Wiese gehört", erinnert sich die Erkrather Heimatforscherin.

Allerdings dauerte es von da an immer noch zwei Jahrzehnte, bis sie das Foto eher zufällig dem ambitionierten Hobbytechniker Thomas Boller zeigte. Boller, der sich für Flugzeugtechnik interessiert, wurde hellhörig. "Mein Interesse an den technischen Details war bald gestillt", sagt er heute im Rückblick. Ziemlich schnell begann er sich gemeinsam mit Hanna Eggerath für die Geschichte zu interessieren, die beide hinter dem Flugzeugmotor vermuteten.

Es dauerte nicht lange bis sich herausstellte, dass das Wrackteil zu dem im Jahre 1944 über Trills abgestürzten Flugzeug gehörte. Von da an nahm die Geschichte eine Wendung, die niemand ahnen konnte. Denn die Internetrecherchen ergaben, dass zwei Menschen das Unglück überlebten, von denen einer in Kanada wohnt.

Thomas Boller schrieb eine Email in die Provinz Ontario und der damals 82-jährige Jim McPhee antwortete sofort. Ja, er sei mit dem Flugzeug abgeschossen worden, ließ der frühere Unteroffizier wissen. Erst ein halbes Jahr zuvor hatte er sich erstmals mit dem Sohn eines Kameraden getroffen, der das Unglück nicht überlebt hatte. Seither gibt es einen regen Austausch zwischen Kanada und Erkrath.

Noch vor einer Woche war einer der Enkel von Jim McPhee an der Absturzstelle in Trills. Zur Enthüllung des Denkmals kamen mit John Clark und Helen Towler der Sohn und die Enkeltochter des damaligen Bordingenieurs nach Hochdahl. Beim anschließenden Konzert stand der Männerchor aus Bristol gemeinsam mit dem Hochdahler Frauenchor und dem MGV Hochdahl auf der Bühne.

Einige Mitglieder des englischen Chores haben damals nachweislich an der Herstellung des Halifax-Motors in einer Bristoler Fabrik mitgearbeitet. "Wir gedenken der fünf jungen Menschen, die damals bei dem Flugzeugabsturz ihr Leben verloren", erinnerte Gottfried Bander an die Geschehnisse vor 66 Jahren.