Hochdahler Rassegeflügel: Damen werden nicht gekocht

Wer den Züchtern, die ihre Tiere am Wochenende im Bürgerhaus ausstellten, zuhörte, erfuhr manch interessantes Detail.

Hochdahl. Die ersten beiden hatten noch Namen. "Das waren Ida und Lina", erinnert sich Nikolai Klaus an seine ersten Chinesischen Zwergseidenhühner.

Mittlerweile hegt er im Stall schon eine der vielen Nachfolgegenerationen, Namen gibt’s keine mehr - aber immer noch hört man den Stolz des Züchters raus.

Ob die beiden gefiederten Damen irgendwann in der Suppe gelandet sind, weiß Nikolai Klaus jedenfalls ganz genau: "Frauen kommen bei mir nicht in den Kochtopf", schmunzelt er.

Bei den Hähnchen könnte es schon mal sein, weil sich zu viele männliche Geschlechtsgenossen eben nicht vertragen. Aber die Damen der Zunft werden verkauft oder dürfen Eier legen und für den Nachwuchs sorgen.

Wer übrigens bei der Zwergrasse ein Zwergenei vermutet, liegt gänzlich falsch. "Das sind schon normale Eier, die an die 40 Gramm wiegen", berichtet der Züchter.

Zur Rassegeflügelschau im Bürgerhaus war er mit der B-Mannschaft angetreten, weil der Fuchs ein paar Tage zuvor plötzlich Appetit auf junge Zwergseidenhühner verspürt hatte. "Die Bewertung war trotzdem gut", freut sich Klaus.

Auch seine Laufenten haben bestens gepunktet. Die Schnekkenvertilger liegen im Trend, die Nachfrage ist größer als das Angebot. "Und als Braten sind sie auch lecker", weiß der Züchter.

Auch bei Werner Nühlen landet schon mal das eine oder andere Huhn im Topf. Bei seinen Marans muss der allerdings etwas größer sein. Als eine der großen Rassen bringen die edlen Federtiere schon ein paar Kilo auf die Waage.

Mit dem Vorurteil, dass in jeden Hühnerstall ein Hahn gehört, räumt der Züchter auf: "Ein Althahn bringt natürlich bei den Junghennen Ruhe rein. Aber es geht auch ohne, weil es bei den Hennen untereinander eine Rangordnung gibt."

Das Herrschaft der Mütter scheint demnach bestens zu funktionieren. Bis auf das kleine Detail, das es beim Züchten ja eigentlich um den Nachwuchs geht. Damit der wohl gerät, wird den Erzeugern schon einiges abverlangt. "Um gute Zuchterfolge zu haben, muss man die Tiere oft in die Hand nehmen und nach dem Rechten schauen", weiß Werner Nühlen.

Seine Marans sind handzahm, und den einen oder anderen schließt er auch schon mal besonders ins Herz. Den Eierbecher kann er aber vermutlich im Schrank lassen, bei 70 Gramm pro Ei dürfte das mit den Normmaßen nicht so ganz passen.

Bei der Vereinsausstellung am Wochenende wurden den Preisrichtern fast 30 Rassen vorgeführt. Darunter auch Enten und Tauben. Um die Tiere zu schonen, achten die Züchter darauf, dass möglichst nicht immer die gleichen Kandidaten zu Ausstellungen reisen.

"Wir haben wie jeder Verein Nachwuchssorgen, weil nur noch wenige Züchter sich in der Gemeinschaft engagieren wollen", bedauert Karl Wahnemühl. Der Vereinsvorsitzende züchtet selbst Tauben, der Funke sprang irgendwann auf dem Bauernhof der Großmutter über.

"100 Tauben kann man gut versorgen", glaubt er. "Aber man braucht schon Zeit. Und man muss von Neujahr bis Silvester für die Kameraden da sein." Auf Urlaub müssen die Geflügelzüchter dennoch nicht verzichten. "Das muss man eben gut organisieren", weiß Wahnemühl. Auch da kann die Züchtergemeinschaft hilfreich sein.